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1660 IV 23_V 3 Friedensvertrag von Oliva (Berlin)
     
Der unter Vermittlung Frankreichs (ab 1659) zwischen Polen, Brandenburg und dem Kaiser einerseits sowie Schweden andererseits geschlossene Frieden beendet den seit 1655 dauernden (Ersten) Nordischen Krieg. Schweden war nach einem anfänglich raschen miltärischen Vorstoß 1657, der Polen an den „Rand des staatlichen Kollapses“ (Duchhardt, Europa am Vorabend, S. 289) brachte, 1657/58 in die Defensive geraten, nicht zuletzt ausgelöst durch den „Frontwechsel“ des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm durch die Verträge von Bromberg und Wehlau im September/Oktober 1657 und dem Anschluß Österreichs an die antischwedische Koalition 1658. Ende 1658 war absehbar, dass der Krieg auf militärischem Wege nicht zu entscheiden war. Frankreichs Vermittlung beruhte auf dem Wunsch, einen völligen Zusammenbruch Schwedens zu verhindern. Frankreich warf Brandenburg den Bruch des Westphälischen Friedens vor, und drohte zeitweise dem Kaiser und seinem brandenburgischen Verbündeten mit Krieg. Österreich, das weder Aussicht auf territoriale Gewinne hatte, aber auch keine Einbußen befürchten musste, wollte verhindern, dass Schweden seine Position auf Kosten Polens ausdehnte. Brandenburg, neben Polen der Hauptkriegsschauplatz, strebte einen Generalfrieden an; 1659 war es noch an der Fortsetzung des Krieges interessiert, um seinen Machtbereich in Hinterpommern auszuweiten; alleine fehlte jedoch die militärische Kraft.
Am 5. Januar begannen in Oliva die Verhandlungen, die sofort wegen Verfahrensfragen ins Stocken gerieten. Bis Mitte April hatten Polen und Schweden sich auf Vertragsgrundsätze geeinigt und ihren Friedenswillen am 28. April durch einen Waffenstillstand manifestiert. Um einen Separatfrieden abzuwenden, mussten Brandenburg und Österreich rasch zu Verhandlungsergebnissen mit Schweden kommen. Am 3. Mai wurde in Oliva der umfassende Vertrag unterzeichnet.
Schweden büßte durch Oliva (sowie durch die Friedensschlüsse mit Dänemark und Russland) die Vormachtstellung in der Ostsee teilweise ein, konnte jedoch seine Erwerbungen aus den Verträgen von Osnabrück und Roeskilde bewahren. Zudem erkannte Polen den schwedischen Besitz über Livland an. Die polnischen Wasa verzichteten auf den ohnehin schon obsoleten Anspruch auf den schwedischen Thron. Polen fand sich in militärischen Auseinandersetzungen mit Schweden, Moskau und den Kosaken wieder; „dieses an überraschenden Peripetien reiche Völkerringen beschleunigte den Niedergang der Adelsrepublik“ (Jörg Hoensch, Geschichte Polens. Stuttgart 1983, S. 148). Nicht zuletzt hatte Brandenburg durch die Bestätigung der Verträge von Wehlau und Bromberg die internationale Anerkennung als souveräner Staat erhalten, nach Frost „the most significant cause“ (Frost, Northern Wars, S. 183) des Friedens von Oliva. Die Friedensschlüsse 1660/61 haben den „Ostseebereich in einen Zustand relativer Stabilität überführt“ (Duchhardt, Europa am Vorabend der Moderne, S. 290). Jedoch konnte kein Problem zwischen den Nachbarn als dauerhaft gelöst betrachtet werden.
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