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Kempe, Michael *
Dr. Michael Kempe, Assistent am Lehrstuhl von Prof. Dr. Rolf Peter Sieferle, Geschichte Kulturwissenschaftliche Abteilung, Universität St. Gallen (Schweiz)



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Piraten als Gestalter des Völkerrechts? Ein Blick in frühneuzeitliche Friedens- und Waffenstillstandsverträge

ISSN: 1867-9714

Gliederung:
1. Feinde der Welt – Vorrede
2. Maritimer Teufelskreis – Handelskorsaren und Piratenjäger im Atlantik
3. »Infractores de la paz« – Piraterie und europäische Überseepolitik
4. Keine Klarheit in der Indienfrage – der Londoner Vertrag von 1604
5. Was ist ein Friedensvertrag wert? – das Madrider Abkommen von 1630
6. In et extra Europam – der Vertrag von Regensburg 1684
7. Public Enemies to Mankind – Integration durch die Ausgrenzung von Piraten
8. L’Interest de toutes les Nationes – Das Ende der Free-lance-Kaperei
9. Staatliche Gewaltmonopolisierung – die Utrechter Friedensverträge von 1713 und 1714
10. De Piratica, & an Barbari sint piratae – die Öffnung des europäischen Völkerrechts
11. Literaturverzeichnis

Anmerkungen
Zitierempfehlung

Text:

1. Feinde der Welt – Vorrede

Auf den ersten Blick mag die im Titel gestellte Frage unsinnig erscheinen. Wie konnten gerade die von den ehrbaren Menschen aller Völker gefürchteten Seeräuber etwas zur Ausbildung des modernen Völkerrechts beigetragen haben? Ausgerechnet diejenigen, die Recht und Gesetz verachteten, sollen bei der Gestaltung von internationalen Rechtsbeziehungen mitgewirkt haben? Die Verkörperung von Rechtlosigkeit als Gestalter von Recht? Wenn im Folgenden die Frage nach der Formung von internationalem Recht durch maritime Outlaws gestellt wird, dann in dem Sinne, dass Piraten nicht als Subjekte, sondern vielmehr als Objekte rechtlicher Beziehungen zur Ausprägung derselben eine wichtige Rolle gespielt hatten. Konsultiert man die Fachliteratur zur Geschichte des neuzeitlichen Völkerrechts in Europa, dann findet man dort viel über die Entwicklung einer internationalen Rechtsgemeinschaft, bestehend aus Staaten als ihren Subjekten, die durch ein immer dichter werdendes Netz an gemeinsame Normen und miteinander getroffenen Rechtsvereinbarungen gebunden wurden,[1]
Siehe etwa die entsprechenden Kapitel und Abschnitte bei NUSSBAUM, A Concise History of the Law of Nations 1954; ders., Geschichte des Völkerrechts in gedrängter Darstellung 1960; PARADISI, Civitas maxima 1974; GREWE, Epochen der Völkerrechtsgeschichte 1988; TRUYOL Y SERRA, Histoire du droit international public 1995.
wenig jedoch über diejenigen, die von dieser Gemeinschaft systematisch ausgegrenzt wurden. Dabei waren es gerade die ins Abseits des Rechts Gedrängten, so die These hier, die nicht unerheblich zur Konstituierung des europäischen Völkerrechts in der frühen Neuzeit beigetragen haben. Anders formuliert: wer etwas über die »Sattelzeit« des Völkerrechts in Europa, der Zeit vom 16.–18. Jahrhundert, erfahren will, sollte sein Augenmerk nicht nur auf die Träger, Institute und Strukturen des internationalen Rechtsverkehrs richten, sondern auch auf die von diesen Trägern verstoßenen, von den Instituten und Strukturen aussortierten Unrechtsfiguren und Unrechtspraktiken.

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Konkret ist damit die zwischen Recht und Unrecht changierende Doppelfigur des Piraten/Kaperfahrers gemeint, der durch sein beständiges Wandern und Geschubst werden zwischen Illegalität und Legalität auf vielfältige Weise bei der Genese derjenige Völkerrechtskonstellationen, wie wir sie heute für die Frühmoderne erkennen können, mitgewirkt hat. Aufdecken lassen sich diese Zusammenhänge, indem man vor allem den Blick auf die Rechtspraxis internationaler Verträge richtet. In den bilateralen Friedens- und Waffenstillstandverträgen[2]
Zu Form, Struktur und Inhalt von Friedensverträgen immer noch grundlegend: FISCH, Krieg und Frieden im Friedensvertrag 1979.
und den diplomatischen Verhandlungen hierzu ist der primäre Ort zu finden, an dem mit Piraterie Politik betrieben wurde, indem man die Beutefahrer nach Legitimität und Illegitimität sortierte und so entlang der Grenze zwischen Recht und Unrecht für die eigenen politischen Zwecke instrumentalisieren konnte. Umgekehrt bildeten Piraterie und Kaperei oftmals den konkreten Kontext, aus dem heraus viele zwischenstaatliche Vertragsbestimmungen hervorgegangen sind, die ihrerseits dann wiederum die politische und rechtliche Realität beeinflussen sollten. Friedensverträge konstituierten durch ihren Vollzug nicht nur gleichberechtigte Völkerrechtssubjekte, sondern zugleich auch Objekte, die aus diesem Rechtszusammenhang verbannt worden waren, wie etwa und insbesondere die Piraten, die auf diese Weise zum Medium rechtlicher Konflikt- und Verständigungsprozesse wurden.
Aus der Perspektive frühneuzeitlicher Friedens- und Waffenstillstandspolitik betrachtet, lässt sich etwa beobachten, dass Korsaren, Freibeuter und Piraten beim langen Prozess der Auflösung des spanisch-portugiesischen Hegemonialanspruches für die Neue Welt eine entscheidende Rolle gespielt hatten. Privat organisierte und obrigkeitlich autorisierte Seebeutefahrer und Piratenjägern bildeten die zentralen Instrumente im Konflikt der europäischen Seemächte um Einfluss, Besitz und Handel in den Weltgegenden außerhalb Europas. Zugleich blieben sie Transformationsfiguren, die aufgerieben wurden, als sich die durch den Streit um die iberischen Monopolansprüche gekennzeichnete Völkerrechtsordnung in eine Ordnung der wechselseitigen Anerkennung von Monopolansprüchen verschiedener europäischer Mächte zu wandeln begann. Die vormals als exterritoriale Stoßtruppe machtpolitischer Interessen in Übersee höchst willkommenen Seebeutefahrer wurden damit zu Störfaktoren einer sich hinter protektionistischen Strukturen verschanzenden Monopolwirtschaft.

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Doch wurde man die einst gerufenen Geister nicht mehr so leicht los. Und das war auch gut so, denn so hatte man jederzeit jemanden bei der Hand, mit dem niemand gemeinsame Sache machen wollte. Indem man die durch die internationale Kaperpolitik hervorgebrachten Beutejäger zu Piraten erklärte, konnten die seit der Antike als Feinde der Menschheit (»hostis humani generis«) Geltenden als gemeinsame Gegner identifiziert werden, von dem sich alle gleichermaßen zu distanzieren vermochten. Völkergemeinschaft als Rechtgemeinschaft wurde somit nicht nur dadurch geformt, dass man etwa in Rekurs auf Universalien, geteilte Bräuche, Gewohnheiten oder Verträge eine Integration nach innen schuf, sondern ebenfalls dadurch, dass der Pirat, zum Generalfeind der Menschheit erklärt, komplementär hierzu eine Integration durch Abgrenzung nach außen gewährleistete.

So lange die europäischen Seemächte wie England, Spanien, Frankreich und Holland auf die Unterstützung durch private Seebeutefahrer angewiesen waren, weil sie über keine oder nur geringe offizielle Marineverbände verfügten, verzichten sie nicht auf dieses wichtige Mittel internationaler Politik – als militärisches Mittel im Krieg, als Drohmittel in Friedensverhandlungen. Doch nachdem sich viele Kaperfahrer im Laufe des 17. Jahrhunderts durch das eigenmächtige Organisieren von Kaperbriefen verschiedenster Souveräne verselbstständigt und auf diese Weise zunehmend der obrigkeitlichen Kontrolle entzogen hatten, bildete sich international unter den Mächtigen ein Konsens heraus, wenigstens die Auswüchse des Kapereiwesens einzudämmen. In der Politik einer strikteren Reglementierung des Kaperei- und Prisenrechtes spiegelt sich zugleich der Prozess der Monopolisierung von Gewalt durch den Staat wider, ein von der bisherigen Forschung meist in das 19. Jahrhundert verorteter Prozess, der sich jedoch bereits Anfang des 18. Jahrhunderts in der internationalen Handhabung der Kaperpolitik erkennen läßt. Schließlich »gestaltete« der Pirat das frühmoderne europäische Völkerrecht nicht nur dadurch, dass an seiner Figur sich die Frage entschied, wer in den Rechtskreis der Europäer aufgenommen wurde und wer nicht, sondern auch, wer hierzu zugelassen werden konnte. Indem man bestimmten Personen und Gruppen das Attribut »Pirat« wieder entzog, erklärte man sie für anschlussfähig an die Gemeinschaft des »Jus Publicum Europaeum«. Das konnte sogar für nicht-europäische und nicht-christliche Mächte gelten, wie das Beispiel der nordafrikanischen Städte Tunis, Tripolis, Algier und Salé zeigt. Auf diese Weise trug der Pirat zur Schließung und Öffnung einer internationalen Rechtsordnung bei, von der er notwendigerweise ausgeschlossen werden musste.

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2. Maritimer Teufelskreis – Handelskorsaren und Piratenjäger im Atlantik

In der frühen Phase der europäischen Auseinandersetzung um die Eroberung einer neuen Welt ging es weniger um Kolonisierung als um Handel, Plünderung und Beutenahme. Je nach Bedarf und Situation wurde entweder gehandelt, geschmuggelt, erpresst oder geraubt. Diego Ingenios etwa ließ 1528 in La Rochelle eine Galeone ausrüsten, um an der Nordküste Südamerikas den dortigen Bewohnern Woll- und Seidenstoffe zu verkaufen sowie nach Perlen zu tauchen, aber auch, um dort Häfen zu blockieren, Lösegeld zu erpressen und spanischen Schiffen entlang der Handelsrouten vor Española und San Juan aufzulauern.[3]
Siehe OTTE, Die Expedition des Diego Ingenios 2004.
In der Person des französischen Überseefahrers, wie ihn Ingenios prototypisch verkörperte, vereinigten sich Geschäftsmann, Schmuggler und Pirat. Insofern lassen sich die ersten Kapitäne, die mit Raubzügen Amerika heimsuchten, als Handelskorsaren bezeichnen. Nach der Festlegung von Demarkationslinien in den Verträgen von Tordesillas 1494 und Zaragoza 1529,[4]
Siehe MULDOON, Christendom 2002. Siehe auch SCHNEIDER, Tordesillas 2003.
behandelten Spanier und Portugiesen alle, die diese Linien ohne ihre ausdrückliche Genehmigung überschritten, als illegale, kriminelle Eindringlinge und betrachteten sie unterschiedslos als Piraten. Aus der Perspektive der Franzosen, Engländer und Holländer besaßen die Demarkationslinien von Tordesillas und Zaragoza, die mitten durch den Atlantik und den Indischen Ozean liefen, keine völkerrechtliche Geltung. Stattdessen forderte man unbeschränkte Handelsfreiheit und freie Schifffahrt auf dem Meer. Jede Maßnahme der Spanier oder Portugiesen, sie daran mit Gewalt zu hindern, wurde von den betroffenen Seefahrern der anderen europäischen Nationen ihrerseits als Akt der Seeräuberei definiert. Im Kampf um die überseeischen Zugänge und Seefahrtswege geriet Piraterie damit zum wechselseitigen Vorwurf aller Beteiligten.
In den Konflikten der Europäer in den westindischen Gewässern standen sich auf beiden Seiten meist selbstständig und auf eigene Rechnung agierende Seefahrer gegenüber, die vom jeweiligen Souverän autorisiert waren, Schiffe anderer Mächte zu überfallen. Obrigkeitlich bevollmächtigt wurden viele von ihnen durch Marke- oder Repressalienbriefe, womit eine Privatperson von ihrem Souverän die Erlaubnis erhielt, Angehörige einer anderen Nation zu schädigen, um den Schaden, den er von einer Person dieser Nation erlittenen hatte, zu kompensieren. Vom maritimen Repressalienfahrer unterschied sich der Pirat dadurch, dass er keine solche obrigkeitliche Bevollmächtigung besaß. Nachdem 1529 portugiesische Schiffe die Handelsfregatte »Maria« des Franzosen Jean Ango aufgebracht hatten, beschuldigte der Kaufmann aus Dieppe die Portugiesen der Seeräuberei. Daraufhin ließ sich Ango vom französischen König Franz. I eine »Lettre de marque« ausstellen, die es ihm erlaubte, portugiesisches Eigentum wegzunehmen, um so den erlittenen Schaden wieder gutzumachen.[5]
Siehe GUENIN: Ango 1901, S. 71f. Lettre de marque accordée en 1530 à Jean Ango, et achetée par l’ambassadeur portugais, in: Torre do Tombo, Gaveta 3, maço 1, numero 19, abgedruckt in: ebd., S. 249–255. Angos Markebrief ist nach der Vorlage von Guénin wieder abgedruckt in: COUCEIRO FEIO / GUERREIRO / SEIXAS, Pirateria e corso no litoral brasileiro 1994, S. 47–48, Anm. 5. Siehe ebenso DE ALBUQUERQUE, As Represálias 1972, Vol. 2, T. 1, S. 606–609.
In der Folge ließ Franz I. immer wieder solche Vollmachten an zahlreiche französische Kapitäne ausstellen, um sie zur Jagd auf portugiesische und spanische Indienfahrer in den Atlantik zu schicken.[6]
Siehe BOHN, Piraten 2003, S. 26.

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Andere wiederum bekamen eine Vollmacht als Piratenjäger, wie etwa der spanische Kapitän Pedro Menéndez de Avilés, der mehrfach königliche Kommissionen zur Piratenbekämpfung erhalten hatte.[7]
Siehe LYON, The Enterprise of Florida 1976, S. 11.
In einer von Karl V. 1549 ausgestellten Kommission, die in der Rohfassung sowie als Urkunde im »Archivo General de Simancas« erhalten ist, wurde Menéndez de Avilés autorisiert, eine Galeone auszurüsten und zu bewaffnen, um »cosarios y robadores« zu verfolgen.[8]
Die Rohfassung: Archivo General de Simancas (AGSim), Guerra y Marina, legajo 35, documento 152; die Urkunde: ebd., documento 153.
Dabei sicherte der König dem Piratenjäger zu, sämtliche Waren und Güter, derer er habhaft wurde (»algunas presas«), behalten zu dürfen. Nicht die Entschädigung ausgeraubter Händler, sondern die Durchsetzung von Seemachtinteressen stand hier im Vordergrund. Die Lizenz entsprach einer zwischen dem Souverän und einer Privatperson getroffenen Vereinbarung, die auf einem einfachen, aber wirkungsvollen Prinzip basierte: je erfolgreicher die seepolizeiliche Arbeit, desto höher ihre Entlohnung.

Nennenswerte Marineeinheiten gab es auf keiner Seite. Die Autorisierung und das Anheuern von bewaffneten Handelsschiffen durch die Regierung verhinderte eine strikte Grenzziehung zwischen staatseigenen und privaten Schiffen.[9]

Siehe BRUIJN, States and Their Navies 2000, S. 73–75.
Transatlantische Politik bestand zu großen Teilen aus der direkten oder indirekten Steuerung von Beutefahrten bzw. ihrer Bekämpfung. Die Reziprozität der Gewaltvorwürfe setzte eine ungeheure Dynamik frei. Gewaltsame Entschädigungen aufgrund von vorherigen Beutenahmen bedeuteten neue Schädigungen, die weitere Raubzüge hervorriefen. Wegnahmen und Wiedernehmungen, Schädigungen und Entschädigungen, Repressalien und Gegenrepressalien bildeten so einen sich selbst verstärkenden Kreislauf. Die daraus entstehende tendenziell endlose Beute-Spirale trug mit dazu bei, dass der Atlantik zu einem europäisch dominierten Ozean wurde.[10]
Langsam begann sich auch der Schwerpunkt der Auseinandersetzung vom Ostatlantik in den Westatlantik zu verlagern. Gezählt wurden zwischen 1536 und 1568 mindestens 74 Landunternehmungen und 189 Schiffsplünderungen durch französische Korsaren – 152 davon im westlichen Atlantik. Siehe SALMORAL, Piratas 1982, S. 51f. Ausführlich zum Wandel der Seebeuteunternehmungen im Atlantik und ihrer Bekämpfung durch die Spanier im Laufe des 16. Jahrhunderts siehe die auf intensiven Quellenstudien basierenden Ausführungen und Statistiken bei HOFFMAN, The Spanish Crown 1980.
Dabei schien sich der Raum zwischen Europa und Amerika tatsächlich in einen Ort permanenter Kämpfe zu verwandeln. Allein auf das Recht des Stärkeren wollte sich in diesem maritimen Teufelskreis aber offenbar niemand verlassen. Die Ausstellung von Repressaliendokumenten und Piratenjagdlizenzen zeigt, dass alle Seiten stets bemüht waren, ihre jeweiligen Raubfahrten wenigstens in ein »Deckmäntelchen« des Rechts zu hüllen. Recht sollte also auch auf dem Meer nicht abwesend sein.

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3. »Infractores de la paz« – Piraterie und europäische Überseepolitik

Dass die Piraterieproblematik das internationale Verhältnis Europas in Bezug auf den Überseeraum entscheidend mitbestimmte, zeigen Diplomatie und Vertragspolitik der am Zugriff auf den Überseeraum interessierten Länder. Internationale Überseepolitik war bis über die Mitte des 16. Jahrhunderts hinaus vor allem durch die Dreiecksbeziehung von Frankreich, Portugal und Spanien gekennzeichnet. Die Auseinandersetzung um Repressalien, Piraterie und Pirateriebekämpfung bildete hierbei das entscheidende Medium, in dem sich die spannungsreichen Beziehungen der drei Großmächte vollzogen. Während Frankreich und Spanien sich offen oder latent bekämpften, wurde Portugal von beiden Krieg führenden Mächten gleichermaßen umworben. Portugals Neutralitätspolitik neigte manchmal mehr der einen oder anderen Seite zu.[11]
Das offizielle Frankreich steckte in dem Dilemma, einerseits die Schädigung Spaniens in Übersee durch die eigenen Untertanen mit Beutelizenzen zu fördern oder zumindest stillschweigend zu dulden, aber andererseits dabei nicht den Überseeverkehr des potentiellen Bundesgenossen Portugal zu gefährden. In einem ähnlichen Zwiespalt befand sich Portugal. Auf der einen Seite war auch den Portugiesen an ein friedliches Auskommen mit Frankreich zum Schutz ihres Indienhandels gelegen, auf der anderen Seite waren sie zur Verteidigung des Handelsmonopols in Übersee auf eine enge Kooperation mit Spanien angewiesen. Siehe hierzu vor allem PEREIRA FERREIRA, Problemas maritimos 1995.
Um Lissabon von der Seite Spaniens wegzubewegen, erließ Franz I. 1531 ein Verbot seiner Untertanen, in die Meeresgebiete von Portugal, Guinea, Brasilien und Ostindien zu fahren. Die in den nächsten Jahren – auch unter Heinrich II. – immer wieder erneuerten, eher kurzfristig ausgerichteten Verbote zeigten in der Praxis jedoch kaum Wirkung. [12]
Siehe GUÉNIN, Ango 1901, S. 199.

Zum Schutz der eigenen Gewürzflotte, die vom Mutterland nach Flandern durch französische Seeräuber stark gefährdet war, schloss Portugal 1536 mit Frankreich den Freundschafts- und Allianzvertrag von Lyon. Für die Garantie der Neutralität Portugals erhielten die Franzosen die Erlaubnis, auf hoher See erbeutete feindliche Güter, sofern diese als legale Seebeute (»Prise«) ausgewiesen werden konnten, in portugiesische Häfen (auch auf den Azoren oder Madeira) einzubringen.[13]
»Mas as presas que forem feitas fora das ditas avras em plano e alto mar por os Francesces sobre seus imigos nam seram impedidas pelo dito senhor Rey de Portugal nem por seus navios nem pelos de seus sugeitos posto que depois as ditas presas, navios, gentes, e mercadarias fosem levadas aos portos e avras do dito senhor Rey de Portugal, onde poderam fazer e despor delas como dautras presas feytas sobre imigos.« Articles concluded between France and Portugal at Lyons, July 14, 1536, in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 199–204, hier S. 202, Art. 10.
Es war klar, dass es hier vor allem um spanische Prisen ging. Der Vertragsabschluss brachte Portugal hart an die Grenze seiner Neutralität und rief heftigen Widerstand aus Spanien hervor, das sich seit diesem Jahr wieder einmal mit Frankreich im Kriegszustand befand. Weitere Streitigkeiten über Piraterieakte und Repressalienfälle zwischen Portugal und Frankreich führten 1538 auf der Konferenz von Bayonne zur Einsetzung einer aus Vertretern beider Länder zusammengesetzten Schiedskommission, die im Februar 1541 ihre Aktivitäten jedoch ohne ein gefälltes Urteil wieder einstellte.[14]
Siehe GUÉNIN, Ango 1901, S. 31–33; zum Protestschreiben, das der Bildung der Schiedskommission vorausging: Protestation de Bertrand d’Ornesan, Baron de Saint-Blancard, contre la prise de la Pèlerine, remise à la conférence de Bayonne, le 11 mars 1538, abgedruckt in: ebd., S. 256–261.
Zur selben Zeit bemühte sich Spanien unablässig, mit Portugal ein Bündnis zu schließen, um den Raum zwischen dem Cabo de São Vicente, den Azoren und den Kanaren gegen die französischen Beutefahrer zu verteidigen und so die Sicherheit der Indienfahrt (»seguidad de naues de la India«) im so genannten Atlantischen Triangel zu gewährleisten.[15]
AGSim, Secretariá de Estado, legajo 375, documento 120. Madeira, die Kanaren und Azoren wurden von Korsaren wie Contra-Korsaren gleichermaßen als Versorgungsbasis und Ausgangspunkt ihrer Attacken genutzt. Zu den Angriffen der »corsarios franceses« auf die Kanarischen Inseln und den entsprechenden Verteidigungsmaßnahmen der Spanier in den 1540er Jahren siehe z.B. AGSim, Guerra y Marina, legajo 58, documentos 65, 96.
Nach langen Verhandlungen gelang es den Kastiliern 1552 ein Marineabkommen mit Portugal zu unterzeichnen, in dem man sich darauf einigte, die anhaltenden Angriffe der »cossayros« gemeinsam zu bekämpfen.[16]
»El Rey nosso senhor [Johann III.] e o Emperador Carlos Quinto, vendo as perdas e danos que seus vassalos recebião dos continuos roubos e insultos dos cossayros, que em todos os tempos e lugares andavaõ sempre vigiando o mar para est effeito, como erão princepes Christianissimos e zelosissimos do bem de seus reynos, assentaraõ antre sy este anno de 1552, mandarem sair suas armadas ao mar para guarda e defensaõ das suas costas e segurança do comercio de seus vassallos; (…).« Articles concluded between Spain and Portugal in 1552, in: DAVENPORT, European Treatise 1917, Bd. 1, S. 210–214, hier S. 211.
Vereinbart wurde, dass Portugal eine Küstenwache bereitstellte, um die Region der Azoren zu schützen, ferner, dass die von der Iberischen Halbinsel aus in Richtung Afrika und Brasilien segelnden Schiffe nur zu bestimmten Zeiten und eskortiert von einem bewaffneten Convoy in See zu stechen hatten. Spanien verpflichtete sich, die Meerenge von Gibraltar und das Küstengebiet von Galizien zu überwachen sowie den Portugiesen bei der Verteidigung der Azoren und an der Südwestspitze Portugals zu unterstützen.[17]
Zu den Ausführungsbestimmungen des Vertrages über die Anzahl der Schiffe und die Einsatzgebiete der Küstenwache siehe: AGSim, Secretariá de Estado, legajo 375, documento 119.

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Um den Lusitanern den Vertragsabschluss zu erleichtern, wiesen die Spanier ihre Nachbarn darauf hin, dass sich der gemeinsame Kampf nicht gegen den französischen König richte, sondern gegen »los cossarios«, die nicht im Dienste Frankreichs stünden, sondern bloße Räuber (»ladrones«) seien. Kein Staatsoberhaupt würde mit solchen Kriminellen gemeinsame Sache machen, und der portugiesische König habe selbstverständlich das Recht, gegen diese Verbrecher vorzugehen (»justamente el Sr. Rey de Portugál los puede mandar buscar y seguir para castigallos«). Eine Belastung der Beziehungen zu Frankreich sei deshalb nicht zu erwarten.[18]
AGSim, Secretariá de Estado, legajo 375, documento 120.
Als reine Banditen eingestuft schien der Zugriff auf französische Beutefahrer durch eine fremde Nation als völkerrechtlich legitim. Dass dabei Konflikte mit der Krone Frankreichs zu erwarten waren, musste auch der portugiesischen Regierung klar gewesen sei. Denn alle drei konkurrierenden Mächte wussten nur allzu gut, dass eine effektive staatliche Außenpolitik ohne die privaten Beutefahrer und Piratenjäger – allein schon aufgrund der geringen Existenz regulärer Marineverbände – gar nicht möglich war. Die Frage aber nach der Unterscheidung zwischen illegalen Seeräubern und legalen Seebeutefahrern wurde zur völkerrechtlichen Gretchenfrage in den internationalen Überseebeziehungen der Europäer im 16. Jahrhundert.
Im Anschluss an den französisch-spanischen Frieden von Cambrai 1529 hatte diese Frage erstmals eine zentrale Rolle gespielt. Indem der Friedensvertrag die gegenseitige Auslieferung der Kriegsgefangenen zu Lande und zu Wasser vorsah, transportierte er indirekt die Probleme der neu erschlossenen Meeresräume nach Europa.[19]
Zum Folgenden siehe GUÉNIN, Ango 1901, S. 64–66; und REIN, Der Kampf Westeuropas 1925, S. 145–147.
Im Juni beklagte sich die französische Seite offiziell über die unvollständige Freigabe der Gefangenen; insbesondere wies man darauf hin, dass seit der Gefangennahme des von den Spaniern hingerichteten Jean Fleury immer noch zahlreiche Seeleute und Matrosen seiner Mannschaft auf spanischen Galeeren festgehalten würden. Die Festsetzung begründeten die Spanier damit, dass es sich bei diesen Männern nicht um Kriegsgefangene, sondern um Piraten handeln würde. Für sie könne Frankreich kein Schutzrecht beanspruchen, da ein Pirat vogelfrei sei und außerhalb jeglichen Rechts stehe. Schließlich gab Karl V. doch nach und ließ die französischen »corsairs« frei. Die Frage aber, ob gefangene Handelskorsaren als Piraten oder als Kriegsgefangene zu behandeln seien, blieb weiterhin ein offener Streitpunkt zwischen Spanien und Frankreich.

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Nicht umstritten war dagegen die Einstellung von Beuteaktivitäten nach Abschluss eines Friedens- oder Waffenstillstandsvertrages. Die wechselseitige Verpflichtung, Raub und Plünderung nicht weiter zu fördern, gehörte zum festen Kanon der Artikel in Friedens- und Waffenstillstandsverträgen. Das trifft ebenfalls für die seit den Entdeckungen der Neuen Welt abgeschlossenen Verträge zu. Im 1498 zwischen Ludwig XII. sowie Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragonien vereinbarten Friedens- und Allianzvertrag war ausdrücklich auch von Piraten die Rede, denen man die Hafeneinfahrt verweigern wolle.[20]
»Et quia restitutio damnorum illatorum non solùm est Pacis plurimùm inductiva, verùm etiam dictae Pacis omnisque Amicitiae & Foederis robur seu vigor perpetuus, ideò est inter nos conventum & concordatum, quod rapinae; depraedationes omnes, latrocinia, damnaque omnia ad invicem illata per Mare, per Subditos nostros Subditis dictorum Regis & Reginae, aut per Subditos suos Subditis nostris, temporibus Treugarum ante obitum Regis Caroli Praedecessoris nostri, & post ejus obitum; eisdem Subditis laesis & damnum passis, & cuilibet eorum, restituantur damna seu latrocinia ex bonis ea inferentium, & ut ista de caetero tollantur, est inter nos concordatum quòd Piratae non recipiantur in Portubus Regnorum nostrorum, & Regnorum praedictorum Regis & Reginae.«  Friedensvertrag von Marcoussis, Aragon, Frankreich, Kastilien, 1498 VIII 5, in: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de. Der Vertragstext findet sich auch in DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 3, Tl. 2, Nr. 202, S. 397a–400a, hier S. 399a.
Im Madrider Frieden von 1525 verpflichteten sich Frankreich und Spanien zur gemeinsamen Bekämpfung von Korsaren und Piraten (»Coursaires & Pirates«), um die Sicherheit des Seehandels und der Fischerei von der Küste des einen bis zur Küste des anderen Landes zu gewährleisten.[21]
»& que d’un costé & autre soit pourveu à l’asseurance de la Mer, la tenant libre de Coursaires & Pirates; de sorte que les Marchands & Subjets d’un costé & d’autre puissent librement naviger, pescher, passer & repasser, venir, sejourner & demeurer avec leurs Navires, Danrées & Marchandises en tous Ports & Havres de l’un parti & l’autre, sans destourbier ou empeschement quelconque (…).« Traité de Paix, fait en la Ville de Madrid le 14. de Janvier de l’an 1525. entre Charles V. Empereur, & François I. Roi de France, dans lequel il est aussi traité du Mariage dudit Roi avec Madame Elenor, Reine Doüairiére de Portugal, Soeur dudit Empereur, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 4, Tl. 1, Nr. 178, S. 399b–412b, hier S. 400b, Art. 2.
Mit der Verpflichtung zur Seeräuberbekämpfung ging zumeist die Aufhebung sämtlicher bisheriger Entschädigungsforderungen einher: »Est conventum & concordatum, quod supersedeatur in executione omnium pignorationum seu marcarum, aut repressaliarum ambarum Partium (…)«, so der spanisch-französische Frieden von 1498.[22]
Friedensvertrag von Marcoussis, Aragon, Frankreich, Kastilien, 1498 VIII 5, in: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de und DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 3, Tl. 2, Nr. 202, S. 397a–400a, hier S. 399a.
Im Madrider Vertrag von 1525 legten beide Seiten erneut fest: »suspendant quant à ce toutes marques & represailles.«[23]
Traité de Paix, fait en la Ville de Madrid le 14. de Janvier de l’an 1525. entre Charles V. Empereur, & François I. Roi de France, dans lequel il est aussi traité du Mariage dudit Roi avec Madame Elenor, Reine Doüairière de Portugal, Soeur dudit Empereur, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 4, Tl. 1, Nr. 178, S. 399b–412b, hier S. 400b, Art. 2.
Die Annullierung aller Marke- und Repressalienbriefe war standarisierter Bestandteil völkerrechtlicher Friedensvereinbarungen.[24]
Siehe LESAFFER, Peace treaties 2004, S. 41f.
Den Handelskorsaren wurden damit die obrigkeitliche Bevollmächtigungen entzogen. Für die Seekämpfe in den Meeren der Neuen Welt bedeutete diese Aufhebung eine Demobilisierung der Korsarenflottillen und die Illegalisierung der vormals autorisierten Seebeutefahrer.
Ab Friedensbeginn waren damit alle Privatpersonen, die sich auf dem Meer befanden, um Beute zu machen, kriminalisiert und rechtlich isoliert. Vertraglich schrieb man fest, dass fortan einzelne Verstöße den Frieden nicht gefährden sollten. Die Seebeutenehmer wurden jetzt offiziell als individuelle Ruhestörer und Schwerkriminelle eingestuft und sollten als Friedensbrecher streng bestraft werden. Im Vertrag von Lyon 1536 sicherte Frankreich portugiesischen Waren und Schiffen die Ausstellung von Schutzzertifikaten gegen französische Korsaren zu. Diejenigen, die trotzdem ein Schiff oder Waren aus Portugal raubten, sollten als »quebrantadores de paz« bestraft werden.[25]
Articles concluded between France and Portugal at Lyons, July 14, 1536, in: DAVENPORT, European Treatise 1917, Bd. 1, S. 199–204, hier Art. 5, S. 202. Neben den Piraten und Räubern wurden auch Rebellen zu den Friedensbrechern gezählt. Dementsprechend legten die meisten Friedens- und Waffenstillstandsverträge auch die gegenseitige Auslieferung und Bestrafung von Rebellen fest. Siehe z.B. den Traité de Trêve pour trois Ans, entre Ferdinand & Isabelle, Roi & Reine d’Espagne, & Loius XII. Roi de France. Fait en l’Abbaïe de Nôtre-Dame de la Mejorada, le 31. Mars 1504, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 4, Tl. 1, Nr. 26, S. 51b–53a, hier S. 52a–52b.
Weil damit zu rechnen sei, dass »alguuns piratas e roubadores dos navios e mercadarias Portuguesas« diese Zertifikate vernichten könnten, wurde dem portugiesischen König zugesichert, besondere Beamte zu entsenden, um französische Häfen und Reedereien nach solchen Fällen zu überprüfen und gegebenenfalls entsprechende Beschlagnahmungen durchzuführen.[26]
Articles concluded between France and Portugal at Lyons, July 14, 1536, in: DAVENPORT, European Treatise 1917, Bd. 1, S. 199–204, hier Art. 7, S. 202.
Das Wechselspiel zwischen Autorisierung und Verbot maritimer Beutejäger erwies sich für die jeweilige Regierung im Machtkampf um die Neue Welt als zweischneidiges Schwert der Außenpolitik: einmal mobilisiert, schien man sich der Seebeutefahrer nicht mehr so leicht entledigen zu können, wie man sich ihrer zu bedienen glaubte.

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4. Keine Klarheit in der Indienfrage – der Londoner Vertrag von 1604

Den französischen Korsaren folgten bald nach der Mitte des 16. Jahrhunderts englische und niederländische Seebeutefahrer. Während letztere vor allem den portugiesischen »Estado da Índia« attackierten, griffen die elisabethanischen »Sea-Dogs« vorrangig das spanischen Imperium in Amerika an. Die Raubzüge von John Hawkins, Francis Drake und anderen hielten den Spaniern schmerzhaft die Verletzbarkeit ihres Überseereiches vor Augen. Als 1685 zwischen der spanischen und der englischen Krone ein offener Krieg ausbrach, wurde am Londoner Admiralty Court das Repressalienverfahren vereinfacht. So gut wie jeder, der darum bat, erhielt ohne größere Umstände solche Vollmachten – auch nachträglich.[27]
Siehe ANDREWS, Introduction 1959, S. 6f.; und RODGER, The Safeguard 1997, S. 345.
Die privaten Seebeutefahrer waren der englischen Königin im Kampf gegen Spanien eine willkommene Verstärkung der ohnehin nur aus wenigen Schiffen bestehenden offiziellen Marine. Um 1600 hatten die elisabethanischen Raubfahrer durch eine Mischung aus Schleichhandel und Beutenahme erreicht, dass ein beträchtlicher Anteil des Westindienhandels in englische Häfen gelangt war.[28]
Siehe ANDREWS, The Spanish Caribbean 1978, S. 187f.
Als Jakob I. 1603 die englische Krone übernahm, begann sich die offizielle Politik den »Sea-Dogs« gegenüber jedoch zu wandeln. Im Hinblick auf die bevorstehenden Friedensverhandlungen mit Spanien verkündete der englische König noch im selben Jahr ein Antipiratengesetz unter dem Titel »A proclamation to represse all piracies and depredations upon the sea.«[29]
LARKIN / HUGHES, Stuart Royal Proclamations 1973, Bd. 1, S. 30–32.
Im Londoner Frieden von 1604, dem Vertrag vom Somerset House,[30]
Vertragstext: Treaty between Spain and Great Britain concluded at London, August 18/28, 1604. Ratification by the King of Spain, June 5/15, 1605. [Ratification by the King of Great Britain, August 19/29, 1604], in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 246–257; DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 2, Suplement Nr. 1, S. 625a–631b.
einigten sich Engländer und Spanier darauf, sich wechselseitig alle erbeuteten und geplünderten Güter (»omni praeda, captione, offensione, ac spolio«) zurückzugeben oder dafür Rückerstattungen zu leisten. Räumlich gab es hierbei keine Einschränkung. Die Klausel galt in jedem der beiden Königreiche und in allen ihrer jeweiligen Jurisdiktion unterstellten Territorien; sie galt »in terra quam in mari et aquis dulcibus.«[31]
Art. 2, in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 252.
Weder zwischen Land und Meer noch zwischen Europa und Übersee wurde ein Unterschied gemacht.

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Im Friedensvertrag von London gelang es den Spaniern nicht, eine Vertragsklausel mit aufzunehmen, die den Engländern den Handel in West- und Ostindien verbot. Die Unterhändler aus Madrid waren in der unangenehmen Situation, auf etwas zu bestehen, was bisher in keinem bilateralen Abkommen mit einer europäischen Nation aufgetaucht war.[32]
Siehe ALLEN, Philip III 2000, S. 135f.
Frankreich gegenüber hatte Spanien im Vertrag von Joinville-sur-Marne 1585 zwar erneut versucht, seinen Rechtsstandpunkt festzuschreiben, indem alle Überseefahrten der Franzosen ohne spanische Genehmigung verboten und als Akte der Piraterie behandeln werden sollten.[33]
»Cesseront incontinent toutes pirateries, écumeries de Mer, & toutes autres Navigations illicites vers les Indes, & Isles comprises sous icelles, appartenantes à Sa Majesté Catholique, sans qu’elles puissent être permises de là en avant.« Traité fait entre Philippe II. Roi d’Espagne, & la Ligue de France, au préjudice de la Maison Roiale. A Joinville le 31. Decembre 1584, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 5, Tl. 1, Nr. 198, S. 441a–443b, hier S. 442b. FAHL, Grundsatz, S. 62, datiert den Vertragsabschluss auf den 16. Januar 1585.
Doch ist der Vertrag nie rechtswirksam geworden, so dass die Iberer ihre Forderungen wieder einmal nicht durchsetzen konnten. Der Friedensvertrag von Vervins 1598 enthielt weder einer Anerkennung der spanischen Herrschaftsansprüche noch eine Zusicherung der französischen Forderungen nach Handelsfreiheit und Kolonienerwerb.[34]
Vertragstext: Traité de la Paix entre Henri IV. Roi de France, Philippe II. Roi d’Espagne & Charles-Emanuel Duc de Savoye. Fait à Vervin le 2. Mai 1598, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 1, Nr. 255, S. 561a–564b.
Die Indienfrage wurde gänzlich ausgeklammert, was sich im Londoner Frieden von 1604 rächen sollte. Dass dem Abkommen ein ausdrückliches Verbot des Indienhandels fehlte, legten die Engländer nach dem Grundsatz »was nicht verboten ist, ist erlaubt« aus. Da der Wortlaut der Verträge von Vervins und London zweideutig blieb, wurden die Abmachungen von beiden Seiten jeweils im Sinne der eigenen Rechtsposition ausgelegt. Die Iberer hielten weiterhin daran fest, alle Indienfahrer ohne gültige spanische Dokumente als Piraten zu verfolgen, während hingegen Frankreich und England auf eine freie Seefahrt bestanden .

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5. Was ist ein Friedensvertrag wert? – das Madrider Abkommen von 1630

An die Seite des Repressalienfahrers gesellte sich ab dem beginnenden 17. Jahrhundert immer stärker auch der Kaperfahrer (franz. »capteur», »armateur«, engl. »privateer«) als ein weiterer »legaler Bruder« des Piraten. Ausgestattet mit einem Kaperbrief, war der so autorisierte Seebeutenehmer befugt, den Gegner zu schädigen, und zwar – im Unterschied zum Repressalienfahrer – ohne Begrenzung der Schadenshöhe. Immer wieder als »maritimer Söldner« bezeichnet, verfügte der Kaperfahrer im Gegensatz zum ersteren jedoch nicht über ein festes Grundeinkommen, sondern lebte – nach dem Grundsatz »keine Beute, kein Lohn« – allein von dem, was er aus eigener Kraft erbeuten konnte. Trotz des Friedens von 1604 versetzten englische Kaperfahrer den Spaniern in Übersee unter stillschweigender Duldung der Londoner Regierung immer wieder kleine Nadelstiche. Als sich Vertreter der spanischen und englischen Krone im November 1630 in Madrid abermals auf einen Friedensvertrag einigten, entsprachen die darin getroffenen Regelungen im Wesentlichen den Bestimmungen von 1604.[35]
Vertragstext: Treaty of peace and commerce between Spain and Great Britain, concluded at Madrid, November 5/15, 1630. Ratification by the King of Spain, December 17, 1630. [Ratification by the King of England, same date], in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 305–314; DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 2, Nr. 335, S. 619b–623b.
Was aber war der Madrider Frieden in der Praxis wert? Das fragten sich etwa die Kaperfahrer der »Providence Island Company«, als sie sich Ende 1635 an den Regierungsrat (»Privy Council«) wandten, um zu erfahren, wie es mit dem Vertrag zu halten sei, wenn Schiffe Ihrer Majestät sich jenseits der europäischen Gewässer verteidigen und einen Angreifer abwehren müssten.[36]
Calendar of State Papers, Domestic Series, Of the Reign of Charles I., 1635, 1865, S. 599f.: Verhandlungen des »Privy Council«, 17.12.1635, hier S. 600.
Aufschluss über die Rechtswirklichkeit der englisch-spanischen Beziehungen in Westindien gibt ein Kaperfall aus dem Jahr 1642, der eine weit reichende diplomatische Affäre zwischen beiden Königshäusern hervorrief. Am 30. Dezember hatte sich der spanische Botschafter Don Alonso de Cardenas in Oxford bei Karl I. offiziell über die Entführung und Aufbringung eines spanischen Schiffes in der Karibik durch einen englischen Kapitän Beschwerde eingelegt. Noch im Januar 1643 erschien im Druck eine kleine Schrift mit einer englischen Übersetzung der Beschwerde des Don Alonso de Cardenas.[37]
[ANONYMUS,] A Speech or Complaint 1643.
Folgende Ereignisse wurden darin angeprangert: Am 8. Oktober 1642 war ein englisches Schiff mit einer Pinasse im Hafen der Stadt Santo Domingo auf der Karibikinsel Hispaniola eingetroffen, um dort Wasser und Proviant aufzunehmen. Die Spanier hielten sich an die Friedensvereinbarungen und gewährten dem englischen Kapitän Bennet Strafford nicht nur die Proviantaufnahme, sondern gestatteten ihm und seinen Offizieren auch, an Bord des gerade eingetroffenen Schiffes »La Santa Clara« zu gehen, um dort gemeinsam mit der Schiffsbesatzung ein Fest zu feiern. Die »Santa Clara« trug ein Gewicht von 800 Tonnen, geladen hatte sie 2000 Silberbarren sowie größere Mengen an rotem Karminfarbstoff (Koschenille) und Tierfellen. Nach Auskunft Don Alonso de Cardenas hätten Strafford und seine Männer kurz darauf die Besatzung überwältigt, die Anker gelichtet und so die »Santa Clara« »in a thievish and Piratick manner« gestohlen.[38]
Ebd., unpaginiert.

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Zusammen mit der erbeuteten Galeone stachen die beiden englischen Schiffe in See, kurze Zeit später setzte man die spanische Besatzung an Land und fuhr über den Atlantik nach Southampton, wo die »Santa Clara« auf Anordnung des Parlaments beschlagnahmt wurde. Vor Ort verlangten spanische Kaufleute die Herausgabe der kostbaren Güter. Doch wurden Teile der Ladung bereits vor der Eröffnung eines formellen Prisenverfahrens verkauft. In der daraufhin erhobenen Klage beim englischen König unterstrich der spanische Botschafter seine Forderung nach Rückgabe der Beute bzw. entsprechender Entschädigung, indem er darauf verwies, dass dies den Frieden gefährden würde und Spanien seine bisherige Politik, die irischen Rebellen in ihrem Freiheitskampf gegen England nicht zu unterstützen, ändern könnte. Auf die Beschwerde Don Alonso de Cardenas hin erließ Karl I. am 2. Januar 1643 eine königliche Proklamation, die den Erwerb von Gütern aus der Ladung der »Santa Clara« strengstens verbat.[39]
A Proclamation prohibiting the buying or disposing of any the lading of the Ship called the Sancta Clara, lately brought into South-Hampton, Oxford, 2.01.1643, in: LARKIN, Stuart Royal Proclamations 1983, Bd. 2, S. 840f.
In der Proklamation verwies der König auf die Unrechtmäßigkeit der Beschlagnahmung, die einen Verstoß gegen den Madrider Frieden bedeutete, und appellierte an das Londoner Admiralitätsgericht, welches über das Schicksal des spanischen Schiffes zu befinden hatte, es möge bei seinem Urteil die Gefahr einer Verschlechterung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen beiden Kronen berücksichtigen.[40]
»His Majesty well weighing what may be the ill Consequences of such injurious Proceedings, manifestly contrary to the Law, and the Articles of Treaty between the two Crownes [Madrid 1630], and plainly forseeing how heavily it may light upon such of His good Subjects, who have Estates in Spaine, and how destructive it may prove to the Trade and Commerce of His Subjects and Kingdoms, doth hereby not only expresly Charge and Command the Judge of his Admiralty, and all others whom it may concerne, to proceed in a Businesse of such Value and consequence, with Care, Expedition, and according to Justice; (…).« A Proclamation, in: LARKIN, Stuart Royal Proclamations 1983, Bd. 2, S. 841.
Trotz der Proklamation ordnete das »House of Commons« am 19. Januar 1643 an, dass die besagte Schiffsladung zu verkaufen sei und der Erlös dem Parlament zukomme. Aus den »Criminal Records« des High Court of Admiralty in den »National Archives« in London geht jedenfalls nicht hervor, dass es im Fall »Santa Clara« zu einer Anklage wegen Piraterie gekommen wäre.[41]
Siehe The National Archives London (= TNA), High Court Admiralty, Criminal Records, HCA 1/1-101.
Am 26. März berichtete Don Alonso de Cardenas aus London seiner Regierung über das feindliche Gebaren und gewalttätige Vorgehen des englischen Parlaments sowie die Weigerung des Admiralitätsgerichts, im Sinne der Proklamation zu handeln, die den Weiterkauf der spanischen Waren »como ilegal« erklärt hatte.[42]
Don Alonso de Cardenas, London, 16.03.1643, in: AGSim, Secretariá de Estado, Documentos relativos a Inglaterra, legajo 2576 (unpaginiert).
Der Botschafter sah keinen anderen Ausweg, als seinen Vorgesetzten die Beschlagnahmung englischer Waren in Spanien und die Verhängung von Repressalien gegen Kaufleute aus England zu empfehlen.[43]
Ebd.
  Die spanische Regierung, geschwächt durch den Abfall Portugals, die zermürbende Auseinandersetzung mit den Niederlanden und die Folgen des Kontinentalkrieges, hatte jedoch keine Interesse an einem offenen Bruch des Friedens mit England und ging – sicherlich widerstrebend – stillschweigend über diesen Fall hinweg.

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Aus der Affäre der »Santa Clara« wird deutlich, dass die spanisch-englischen Beziehungen bezüglich Westindiens von einer Rechtspragmatik geprägt waren. Beide Seiten gingen von einer Unrechtshandlung aus. Dabei spielte es keine Rolle, dass diese sich fernab von Europa, in der Karibik, vollzogen hatte. Was die Spanier als Verletzung des Friedensvertrages betrachteten, wurde auch von der Regierung in London nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Ob sich letztere mit ihrer Proklamation gegen die eigene Behörde, das Admiralitätsgericht, nicht durchsetzten konnte oder wollte, wird vermutlich nie geklärt werden können. Vermutlich ließ man es darauf angekommen, weil man darauf spekulierte, dass die spanische Seite zwar heftig drohen mochte, es aber allein deswegen nicht auf einen Ausbruch feindlicher Handlungen ankommen lassen würde. Falls so intendiert, schien die Rechnung aufgegangen zu sein, denn die spanische Krone verhielt sich in der Tat pragmatisch. Vorfälle wie diese, die jenseits des Atlantiks geschahen, konnten also durchaus einen Einfluss auf die Rechtsbeziehungen in Europa haben, obwohl man beiderseits möglichst versuchte, die amerikanischen Gebiete aus dem Automatismus von Krieg und Frieden herauszunehmen. Auf diese Weise erzeugten der immer wieder aufflackernden Seekämpfe der Beutefahrer und Piratenjäger einen beständig schwelenden Konflikt unterhalb der Schwelle offener Kriegshandlungen. Frieden in Westindien war nur ein anderer Name für verdeckten Kaperkrieg.

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6. In et extra Europam – der Vertrag von Regensburg 1684

Im Laufe des 17. Jahrhunderts war es den führenden Seefahrts- und Seehandelsnationen Europas gelungen, die spanisch-portugiesische Monopolstellung in Übersee aufzubrechen. Die vertragliche Anerkennung von Besitz-, Handels- und Schifffahrtsrechten in außereuropäischen Gebieten hatten die Holländer 1609, 1644 und 1648, die Engländer 1667 und 1670 erreicht. Von den großen Herausforderern der iberischen Überseepolitik konnten nur die Franzosen noch nicht die Anerkennung ihrer Ansprüche durchsetzen. Die nach dem Frieden von Nijmegen (Nimwegen) 1678/79 wieder aufflackernden Feindseligkeiten zwischen Spanien und Frankreich gewannen in der Karibik rasch an Intensität. Seit Ende 1682 unternahmen karibische Verbände der Bukanier und Flibustier – kleine Gemeinschaften versprengter Europäer, die auf den Antilleninseln lebten und teilweise vom Seeraub lebten[44]
Siehe BUTEL, Caraïbes 1982; HARING: Buccaneers 1966; sowie NEWTON, European Nations 1933, Kap. 12, 15, 17 und 22.
–  Raubexpeditionen entlang der neuspanischen Küsten und plünderten im Mai 1683 Veracruz.[45]
Siehe HARING, Buccaneers 1966, S. 241.
Die Rekrutierung von Bukanier- und Flibustierverbänden diente Ludwigs XIV. zur Verteidigung, Verstärkung und Konzentration regulärer Truppen.[46]
Siehe APESTEGUI, Piraten 2001, S. 186–188. Zum Engagement der Franzosen in Westindien siehe auch CROUSE, French Struggle 1966.
Mit der Unterstützung der karibischen Beutefahrer und größerer Indianereinheiten trachteten die Franzosen danach, den Spaniern erhebliche Bereiche Nordmexikos zu entreißen, um so die Gründung einer französischen Kolonie an der Mississippimündung vorantreiben und unterstützen zu können.
Nachdem bis zum Sommer 1684 keine Seite einen entscheidenden militärischen Vorteil erringen konnte, fanden sich die verfeindeten Lager zu diplomatischen Gesprächen zusammen. Am 15. August 1684 schlossen Frankreich und Spanien in Regensburg einen zwanzigjährigen Waffenstillstandsvertrag, den beide Kronen noch im September ratifizierten.[47]
Waffenstillstand von Regensburg, Frankreich, Spanien, 1684 VIII 15, in: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de. Der Text des Vertrages, der am 17. September von Spanien und am 20. September von Frankreich ratifiziert wurde findet sich auch in: DAVENPORT, European Treaties 1929, Bd. 2, S. 286–292.
Im ersten Artikel wurde die universale Geltung des Waffenstillstandes räumlich konkret, detailliert und umfassend ausbuchstabiert. Alle Feindseligkeiten zwischen Spanien und Frankreich galten einzustellen: sowohl »tam terra quam mari aliisque aquis« als auch »in omnibus regnis, regionibus, provinciis, territoriis, et dominiis,« sowie »in et extra Europam«.[48]
Ebd., S. 289, Art. 1.
Konkrete Besitzrechte wurden im Vertrag nicht vereinbart, aber die Festlegung der Waffenruhe innerhalb und außerhalb Europas implizierte die zumindest vorläufige Anerkennung der französischen Ansprüche in Übersee. Wenngleich die Waffenruhe bald brüchig wurde, so gab es für die Südeuropäer nun kein Zurück mehr zum alten absoluten Hegemonialanspruch. Mit der Vereinbarung von 1684 hatte jetzt auch die letzte große europäische Seemacht ihre Forderungen gegenüber Spanien durchgesetzt.

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Was aus der Auflösung des spanischen Monopolanspruchs resultierte, war allerdings weniger die internationale Durchsetzung des Rechtsprinzips der »Freiheit der Meere«, sondern eher die wechselseitige Anerkennung von kolonialen Monopolansprüchen. Frei war die Schifffahrt nur, insoweit die Herrschafts- und Handelspostulate der jeweils anderen Kolonialmächte respektiert und nicht verletzt würden. In dieser wechselseitigen Akzeptanz war schließlich zwischen den europäischen Konkurrenten eine minimale rechtliche Kompatibilität erreicht worden, die sich zu einem – wenn auch begrenzten – System gegenseitiger Normerwartungen stabilisieren konnte. Völkerrecht in Westindien bedeutete nicht ein Regelwerk gemeinschaftlicher Integration, sondern – wesentlich tiefer gehängt – ein Regulativ zum Kollisionsmanagement. Mit dem gleichberechtigten Nebeneinander von Wirtschaftsmonopolen wurde nur ein Teilbereich rechtlicher Beziehungen geregelt und formalisiert. Monopolkoexistenz geriet damit zum primären Regime völkerrechtlicher Kooperationen, an dem sich die Erwartungen der an der wirtschaftlichen Nutzung Westindiens interessierten Akteure internationaler Beziehungen orientieren konnten.[49]
Zum rechtlichen Regimebegriff siehe auch FISCHER-LESCANO / TEUBNER, Regime-Kollisionen 2006.
In Westindien blieben Piraterie, Schmuggel und Kaperei zwar endemisch. Doch nach dem Verlust der iberischen Hegemonie sank die Unterstützung der Korsaren und Freibeuter. Die Handelskompanien drosselten ihre Kaperaktivitäten, in der Karibik wurden die Bukanier und Flibustier zunehmend in die Illegalität gedrängt. Inzwischen hatte sich in der Karibik ein dynamisches Gleichgewicht zwischen den Europäern etabliert, das sich zwar ständig zugunsten der einen oder anderen Macht immer wieder veränderte, insgesamt aber relativ stabil blieb. Indem dabei das Bedürfnis nach ungestörtem Handel in den Vordergrund trat, wurden die Seebeutefahrer mehr und mehr als Störfaktor friedlicher Handelsbeziehungen empfunden.[50]
Siehe KAHLE, Lateinamerika 1993, S. 50–52.
Als exterritoriale Stoßtruppe macht- und wirtschaftspolitischer Expansionsinteressen hatten sie die Funktion übernommen, aufstrebenden See- und Handelsmächten das Tor zur Neuen Welt zu öffnen. Schien diese Aufgabe erfüllt, hatten die »informellen Mitarbeiter« ausgedient, sank auch die Unterstützung der Bukanier und Flibustier. Im System abgesteckter Wirtschaftsmonopole gab es für sie keinen Platz mehr. Während es ihnen unter dem Vorzeichen offener Konkurrenz immer wieder gelang, die europäischen Mächte gegeneinander auszuspielen, wurden sie nun selbst aus dem Spiel der Kolonialmächte hinausgedrängt. Nur indem sie aus diesem Spiel externalisiert wurden, konnte die Endlosschlaufe von Raub und Repressalie, von Kaperei und Piratenjagd in ein (mehr oder weniger) friedliches Nebeneinander monopolwirtschaftlicher Regelkreise transformiert werden.

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7. Public Enemies to Mankind – Integration durch die Ausgrenzung von Piraten

Wenn es in der Historiographie des Völkerrechts um die Frage geht, wie und in welcher Form sich Idee und Wirklichkeit einer Völkergemeinschaft als Rechtsgemeinschaft geformt und entwickelt hat, dann ist der Blick bislang vorrangig auf eine Integration nach innen gerichtet gewesen, auf gemeinsam geteilte Normen, Werte, Bräuche und miteinander vereinbarte Verträge. Demgegenüber soll hier darauf aufmerksam gemacht werden, dass die, in den Worten von Emer de Vattel, »société des nations«[51]
Siehe REIBSTEIN, Deutsche Grotius-Kommentatoren 1953/54.
sich darüber hinaus ebenso durch Abgrenzung nach außen, nämlich durch die Exkluson des Piraten als gemeinsamen Feind aller Nationen, hergestellt wurde. Von Cicero über Alberico Gentili bis zu Hugo Grotius entwickelte sich ein Rechtsverständnis vom Piraten, das ihn zum Generalfeind der Menschheit par excellence stempelte.[52]
Siehe KEMPE, Seeraub als Broterwerb 2008; ders.: Fluch der Meere 2009.
Appliziert wurde diese radikale Exklusionssemantik um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Europa vor allem auf die Seebeutefahrer der internationalen Kaperwesens, das mittlerweile außer Rand und Band zu gehen drohte. Inzwischen waren viele Kaperfahrer wie etwa der Ire George Cusack dazu übergangen, sich Beutelizenzen von unterschiedlichen europäischen Obrigkeiten zu besorgten oder solche gar zu fälschen. Als man Cusack nach langer Verfolgungsjagd endlich im August 1674 in der Themsemündung fasste, wurde der ehemalige englische Kaperfahrer, der zuvor jahrelang in zwei Kriegen gegen Holland für die englische Krone gekämpft hatte, von seinen ehemaligen Vorgesetzten, dem Londoner Admiralitätskollegium, als Pirat angeklagt und hingerichtet. Noch vor seiner Hinrichtung erschien in England ein kleines Traktat, in dem Cusack als »Feind der Menschheit« gebrandmarkt wurde: »Amongst all the rapacious violencies practised by wicked Men, there is scarce any more destructive to Society and Commerce then that of Piracy, or Robers of the Sea, whence in all Ages they have been esteemed, Humani Generis hostes, Publique Enemies to Mankind whom every one was obliged to oppose and destroy, as we do Common vermine that Infest and trouble us.«[53]
[ANONYMUS,] News from Sea 1674, S. 1.

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Im Wettlauf um maritime Vormachtstellungen – sowohl in der Neuen Welt wie auch im alten Europa – war das rechtliche System der Repressalien- und Kaperbriefe längst schon zum zentralen Kennzeichen internationaler Auseinandersetzungen auf dem Meer geworden. Im Laufe des 17. Jahrhunderts nahm die Vergabe solcher Lizenzen geradezu inflationäre Ausmaße an. Sie waren nicht nur jeweils für die Subjekte eines Souveräns leicht erhältlich, sondern wurden überdies auch an Angehörige anderer Nationen ausgestellt. Nach dem Frieden zwischen England und Spanien von 1604 etwa setzten englische Beutefahrer ihre Tätigkeit mit Hilfe von Kommissionen fort, die sie bereitwillig von den Niederländern bekamen, die sich weiterhin mit Spanien im Kriegszustand befanden.[54]
Siehe VAN LOO, For Freedom and Fortune 1998, S. 186–189.
In der Karibik besorgten sich englische »privateers« Kaperbriefe wahlweise von den Franzosen oder den Niederländern.[55]
Siehe Calendar of State Papers, Colonial Series, America and West Indies, 1661–1668, 1880, S. 280, Nr. 942 vom 20.02.1665.
Insbesondere die dort ansässigen Bukanier und Flibustier spezialisierten sich im Laufe des 17. Jahrhunderts zunehmend darauf, je nach Bedarf ihre Kapervollmachten mal von der einen, mal von der anderen europäischen Nation zu holen, um damit je nach Situation Seefahrer mal dieser, mal jener Nation zu überfallen. So empfahl man dem englischen Gouverneur von Jamaika, die in Port Royal vor Anker liegenden Kaperfahrer nicht allzu streng zu behandeln, weil sonst zu befürchten wäre, dass sie sich Kaperbriefe von den Franzosen auf Tortuga besorgen würden.[56]
Siehe ebd., S. 219f., Nr. 767 vom 30.06.1664; ebd., S. 253, Nr. 843 vom November? 1664.
Den Gouverneuren der französischen Antillen wurde nachgesagt, sie hätten Kapitänen über Jahre hinweg Blankovollmachten ausgestellt, die es ihnen erlaubte, jedes Schiff, das ihnen bequem erschien, zu überfallen.[57]
Siehe BRADLEY, Lure of Peru 1989, S. 136.
Als die Kolonialregierungen allmählich dazu übergingen, die Unterstützung der karibischen Beutenehmer einzustellen, fingen einige Kapitäne an, sich entsprechende Kommissionen von indigenen Häuptlingen Mittelamerikas zu organisieren.[58]
[EXQUEMELIN,] Bucaniers of America 1684, S. 33–39. Zu den piratisch-indianischen Kooperationen siehe auch GALLUP-DIAZ, Door of the Seas 2005, S. 53–74.
Auf diese Weise entwickelte sich aus der Kapereipraxis eine besondere Form des Kaperfahrers heraus, der anders als der Korsar des 16. Jahrhunderts nicht einer einzigen Nation verpflichtet blieb, sondern gewissermaßen »freiberuflich« mehreren Souveränen nacheinander oder auch gleichzeitig diente. Mit Free-lance-Kaperfahrern wie Cusack und anderen begannen sich allmählich auch die nationalen Bindungen der lizensierten Seebeutefahrer zu lösen. Indem sich die miteinander konkurrierenden europäischen Seemächte hemmungslos der Repressalien-, Marke- und Kaperfahrer zum Ausbau ihrer imperialen Bestrebungen bedienten, nutzten letztere die Marke- und Kapervollmachten ebenso hemmungslos für ihre eigenen Beutezüge, in der Hoffnung, diese damit irgendwie legalisieren zu können. Dabei schreckten viele Free-lance-Kaperfahrer auch nicht davor zurück, bereits abgelaufene Vollmachten, die nur für eine bestimmte Zeit ausgestellt waren, weiter zu verwenden, oder mehrere Lizenzen von verschiedenen Souveränen gleichzeitig mit sich zu führen, oder wie im Falle Cusacks sich auf einen Markebrief zu berufen, der eigentlich einer anderen Person ausgestellt war.[59]
Siehe [ANONYMUS,] The Grand Pyrate 1676, S. 30.

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8. L’Interest de toutes les Nationes – Das Ende der Free-lance-Kaperei

Nach und nach jedoch wurden die Schattenseiten der international praktizierten Kaperei immer sichtbarer. Skrupellose Beutefahrer wie Cusack waren gerade deshalb so gefährlich, weil sie immer die Unterstützung irgendeiner Nation fanden und niemals zugleich Feinde sämtlicher Nationen waren. Die inzwischen wild wuchernde internationale Kaperpolitik ließ allmählich auch die Admiralitätsgerichte in ein Zwielicht rücken. Es war mittlerweile nicht mehr zu übersehen, dass sie in jedem Fall vom Kapereisystem profitierten, ob sie nun die privaten Beutefahrer unterstützten oder diese bekämpften, ob sie durch Legalisierung der Beutenahme ihren gesetzlichen Anteil einstrichen oder die Beutenehmer für Piraten erklärten und damit nicht selten gleich alle genommenen Güter als Piratenbeute einbehielten. Diese kaum mehr verhohlene, rein dem jeweiligen Machtkalkül ausgerichtete Instrumentalisierung der Beutefahrer ließen die Behörden der See- und Admiralitätsgerichte zeitweise selbst kaum besser als Piraten erscheinen.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann man in Europa aus den offenkundig gewordenen Problemen der internationalen Kaperpolitik allmählich auch rechtliche Konsequenzen zu ziehen. Während der holländische Botschafter noch 1662 die Londoner Regierung vergeblich dazu gedrängt hatte, den englischen »Armateurs« die Annahme von Marke- oder Kaperbriefen fremder Potentaten nicht mehr länger zu erlauben,[60]
Niederländischer Botschafter an die Heeren Staten General, London, 5.05.1662, in: TNA London SP (= State Papers) 84/165, fol. 209r–210v, hier fol. 209v.
ging die englische Krone am Ende des dritten Seekrieges gegen die Niederlande dazu über, ihren Beutefahrern genau dies zu verbieten, um damit die über Hand genommene Free-lance-Kaperei einzudämmen. Im Seefahrts- und Handelsvertrag vom 1./10. Dezember 1674 einigten sich Engländer und Niederländer darauf, ihren Untertanen jeweils die Annahme von Marke- oder Kapervollmachten fremder Potentaten zu untersagen.[61]
Tractatus Navigationis & Commercii inter Carolum II. Regem Angliae & Ordines Generales Uniti Belgii per Commissarios sex ab utraque Parte, in sequelam Articuli VIII. Tractatus Pacis, initus; quô certis Legibus, Terrâ Marique observandis, cautum est, ut in posterum Discordiae & simultates omnimodè cessent ac penitus extinguantur. Actum Londini, I. Decembris 1674, in: DUMONT, Corps Universel 1731, Bd. 7, Tl. 1, Nr. 132, S. 282a–285a, Nr. 132, hier S. 283a–283b, Art. 5–7.
Als Cusack vor Gericht seinen französischen Markebrief vorzeigte, wies ihn die Londoner Admiralität darauf hin, dass es Engländern seit dem jüngsten Vertrag und der neuesten Proklamationen nicht mehr erlaubt sei, »to take a Commißion from any foreign Prince.«[62]
[ANONYMUS,] The Grand Pyrate, S. 30.
Da nützte es auch nichts, dass Cusack vorgab, seine Kommission sei bereits vor der Proklamation ausgestellt worden.[63]
Ebd.
Ähnlich wie im englisch-niederländischen Marinevertrag verständigten sich Frankreich und die Generalstaaten 1678 im Handels- und Schifffahrtsvertrag von Nijmegen (Nimwegen) darauf, ihren Subjekten zu verbieten, Kaperkommissionen oder Repressalienbriefe Dritter gegen den jeweils anderen zu akzeptieren. Verstöße gegen diesen Artikel wurden der Piraterie gleichgesetzt: »Commissions pour des Armements particuliers ou Lettres de Represailles des Princes et Estats Ennemis desdits Seigneurs Estats Generaux, et moins les troubler ny endommager d’aucune sorte, en vertu de telles Commissions ou Lettres de Represailles, ny mesme aller en course avec elles, sous peine d’estre pour-suivis et chastiez comme pirates.«[64]
Handels- und Schifffahrtsvertrag von Nijmegen, F, NL, 1678 VIII 10, S. 5f., in: DUCHHARDT / PETERS, www.ieg-friedensvertraege.de (eingesehen am 26.11.2008), Art. 2.
In Frankreich fanden diese Regelungen Eingang in die 1681 von Ludwig XIV. proklamierte »Ordonnance touchant la marine« zur Festlegung verbindlicher Regeln der Seekriegsführung.[65]
Ordonnance touchant la marine du mois d’aout 1681. Louis, par la grace de Dieu, Roy de France et de Navarre, in: PARDESSUS, Collection de lois maritimes 1837, Bd. 4, S. 325–418.
Darin wurde es französischen Seefahrern untersagt, ohne Zustimmung des Königs Kommissionen fremder Regierungen zur Ausrüstung eines Kriegsschiffes unter französischer Flagge zu erwerben. Wer dagegen verstoße, sei wie ein Pirat zu behandeln: »Défendons à tous nos Sujets de prendre Commission d’aucuns Roys, Princes, ou Estats estrangers, pour armer des Vaisseaux en Guerre et courir la Mer sous leur Banniere, sic e n’est par nostre permission, à peine d’estre traitez comme Pirates.«[66]
Ebd., S. 384: Buch 3 (Des contracts maritimes), Titel 9 (Des prises), Art. 3. Diese Bestimmung ist bereits erstmals in einer Deklaration vom 1. Februar 1650 erlassen worden, hatte aber bislang nur wenig Wirkung gezeigt. Siehe ebd., S. 384, Anm. 6.
Insgesamt spiegelt die »Ordonnance« die in Europa mittlerweile vorherrschende Tendenz wider, die Regeln der Seekriegsführung durch die Extension des Pirateriebegriffes zu verschärfen.

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Somit wurde der Spielraum für Beutefahrer, sich unter Ausnutzung der Konkurrenz der führenden Seemächte von verschiedenen Herrschern oder selbst Potentaten, deren Souveränität zweifelhaft war, wahlweise Dokumente zur Legalisierung ihrer Plünderfahrten zu besorgen, im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts immer geringer. In der Praxis hatte die zunehmend strengere Grenzziehung zwischen Kaperei und Piraterie zur Folge, dass Seeräuber konsequenter verfolgt werden konnten. Mit der zunehmenden Präsenz regulärer Marineeinheiten in der Nordsee und im Atlantik gelang in den beiden Dekaden vor 1700 zugleich eine effektivere Pirateriebekämpfung, so dass in den nordeuropäischen Gewässern das Phänomen der »freiberuflichen« internationalen Kaperei weitgehend verschwand. Hinzu kam, dass auch die akute Gefährdung der Küstenregionen durch lokale Piratenverbände allmählich zu sinken begann. Die alle Anrainernationen lange Zeit in Schrecken versetzende Ärmelkanalpiraterie, die vor allem von Dünkirchen und Oostende ausging, wurde in dieser Zeit insbesondere durch Seepolizeimaßnahmen der Engländer gebändigt.[67]
Siehe STRADLING, Armada of Flanders 1992; und VILLIERS, Les corsairs du littoral 2000.
Richtet man den Blick auf die Neue Welt, dann lässt sich auch hier in der völkerrechtlichen Vertragspraxis die Kanalisierung des maritimen Beutewesens beobachten. Im englisch-französischen Neutralitätsvertrag von Whitehall 1686 verständigten sich beide Seiten darauf, Piraten in den Meeren Süd- und Nordamerikas gemeinsam zu bekämpfen. Man verpflichtete sich wechselseitig, keinerlei Seeräuber, gleich welcher Nation, in den Häfen des jeweiligen Jurisdiktionsbereiches zu unterstützen sowie beiderseits die eigenen Befehlsträger und Kommandanten anzuhalten, jeden, der sich ohne rechtmäßige Lizenz anschickte, ein oder mehrere Schiffe für eine Kaperfahrt zu rüsten, als Piraten zu bestrafen.[68]
Friedens- und Neutralitätsvertrag von Whitehall, Frankreich, Großbritannienin, 1686 XI 16: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de. Der Text des Vertrages, der am 29. November von Frankreich und  am 30 November bzw. 10 Dezember 1686 ratifiziert wurde, findet sich in: DAVENPORT, European Treaties 1929, Bd. 2, Nr. 79, S. 309–323, hier S. 317, Art. 14: »Cum vero piratae per maria Americae tam Septentrionalis quam Meridionalis huc illuc discursantes multa commerciis inferunt damna, et utriusque coronae subditos in partibus istis navigantes et mercaturam exercentes variis afficiunt molestiis, concordatum est quod utriusque regis praefectis et ministris stricte injungatur, quatenus piratis cujuscunque fuerint nationis, nullum omnino auxilium, patrocinium, vel etiam recessum, in portubus aut stationibus sub eorum respective ditionibus sitis quoquemodo praebeant; praedictis etiam praefectis et ministris expresse mandetur, ut omnes qui navem vel naves sine legitima commissione ac authoritate ad cursum instruere deprehendentur, tanquam piratas puniant.«
Ebenso sollte der Free-lance-Kaperei das Handwerk gelegt werden. So einigten sich Engländer und Franzosen im Vertrag von Whitehall ausdrücklich darauf, den Angehörigen beider Nationen die Annahme von Beutefahrtkommissionen anderer Souveräne, mit denen eine der beiden Kronen sich im Kriegszustand befand, zu verbieten.[69]
Ebd., S. 317, Art. 15: »Nullus utriusvis regum subditus diploma aut commissionem, navem vel naves ad cursum in America sive Septentrionali sive Meridionali armandi et instruendi, petat vel accipiat a quovis principe aut statu, cum quo alter regum bellum gerit; si quis autem istiusmodi diploma vel commissionem acceperit ut pirata puniatur.«

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Freilich lässt sich für die Zeit um 1700 nur in einem sehr eingeschränkten Sinne von einer europäischen Völkerrechtsgemeinschaft sprechen. Das in der Zeit nach dem Westfälischen Frieden von 1648 sich erst langsam herausbildende »Jus Publicum Europaeum« verfügte noch über geringe Vertragsdichte. Dass dieser rechtliche Zusammenhalt nicht nur nach innen durch gemeinsame Prinzipien wie etwa die formale Gleichheit der europäischen Souveräne oder das Gleichgewicht der Kräfte zwischen ihnen hergestellt wurde,[70]
Siehe NUSSBAUM, Geschichte des Völkerrechts 1960, S. 128–132.
sondern ebenso nach außen durch die Exklusion des Piraten als Universalfeind, zeigt die europäische Politik der Verengung des privaten Seebeuterechts. Das Überhandnehmen der Kapereikultur, von deren Auswüchse kaum eine Nation in Europa verschont blieb, erzeugte zwischen den betroffen Staaten einen minimalen Rechtskonsens, der nicht nur in unilateralen Kapereiverordnungen, sondern auch in bilateralen Verträgen zum Ausdruck kam. Indem darin der Free-lance-Beutefahrer zum Piraten erklärt wurde, identifizierten sie den Seeräuber als gemeinsamen Feind der europäischen Nationengemeinschaft. Gab ihm (zumindest offiziell) kein Souverän mehr Schutz in den eigenen Häfen, dann bildete sich über diese Ausgrenzungspolitik im Medium der Seekriegsrechtes so etwas wie eine internationale Rechtskongruenz aus, in der die Abgrenzung gegen Piraten eine normative Kompatibilität zwischen den einzelnen nationalen Seerechtssystemen schuf und somit maßgeblich zur Genese eines gemeinsamen Seevölkerrechts mit beitrug. Der Ausschluss des Piraten bildete gewissermaßen den kleinsten gemeinsamen normativen Nenner einer ansonsten untereinander weitgehend zerstrittenen Nationengemeinschaft. Wie »anarchisch« die so konstituierte internationale Gesellschaft auch gewesen sein mochte und intern durch Konkurrenz, Konflikte und Machtstreben fragmentiert war,[71]
Zu dem in der Theoriediskussion internationaler Beziehungen einflussreichen Modell des anarchischen Charakters der in der Neuzeit entstehenden internationalen Gesellschaft siehe BULL, The Anarchical Society 2002.
extern jedenfalls zogen die Mitglieder dieser Gemeinschaft (wenigstens theoretisch) an einem Strang, wenn es darum ging, den national entkoppelten Beutefahrer als gemeinsamen Feind auszugrenzen. Dass sie dabei durch ihre eigene machtgeleitete Kaperpolitik jenen Feind ständig immer wieder selbst neu hervorbrachten, sorgte indes dafür, dass der Völkergemeinschaft diese Möglichkeit der Integration durch Exklusion nicht verloren ging.

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9. Staatliche Gewaltmonopolisierung – die Utrechter Friedensverträge von 1713 und 1714

Der bereits vom englischen Admiralitätsrichter Sir Leoline Jenkins im 17. Jahrhundert thematisierte Zwiespalt des Staates, einerseits auf die Unterstützung der Kaperfahrer angewiesen zu sein, andererseits sie nicht vollständig steuern zu können, ja selbst von den eigenen Kaperfahrern bedroht zu werden,  führte im Laufe des 18. Jahrhunderts dazu, dass die internationale Kaperei ein an Komplexität ständig zunehmendes System wurde. Auf der einen Seite wurden Kaperaktivitäten immer wieder gefördert,[72]
Leoline Jenkins an Secretary Williamson, Nimwegen, 03.04.1675, in: WYNNE, The Life of Sir Leoline Jenkins 1724, Bd. 2, S. 713f., hier S. 714.
wenn es politisch und militärisch opportun schien, auf der anderen Seite trachteten die politischen Führungen danach, diese Aktivitäten durch strenge Prisenregeln zu kontrollieren. Im Kriegsfall sollte das Prisenrecht der jeweiligen Nationen Anreize zur Kaperfahrt gegen den Feind schaffen. 1708, mitten im Spanischen Erbfolgekrieg, erließ etwa die Londoner Regierung ein Prisengesetz, in dem die Krone auf ihren Beuteanteil verzichtete, so dass die gesamte Beute dem Kaperfahrer zufiel. Ferner erhielten die »privateers« zusätzliche Prämien in der Höhe der Anzahl gefangen genommener Feinde.[73]
Siehe THOMSON, Mercenaries 1994, S. 23.
Hingegen versuchte man jetzt auf internationaler Ebene zunehmend zu vermeiden, dass Kaper- oder Repressalienfahrer in Friedenszeiten immer wieder dazu tendieren, die Grenze zwischen Krieg und Frieden zu verwischen. Am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges[74]
Zu den französischen Kaperaktivitäten im Spanischen Erbfolgekrieg siehe vor allem BROMLEY, Corsairs 1987, Kap. 11: The French Privateering War, 1702–13.
verständigten sich die führenden Mächte in den Utrechter Friedensverträgen von 1713 und 1714 darauf, in dieser Hinsicht das Repressalienrecht zu verschärfen.
Wie bisher üblich wurden mit Friedensbeginn alle bestehenden Repressalienbriefe annulliert.[75]
Friedens- und Handelsvertrag von Utrecht, NL, E, 1714 VI 26, S. 12, in: DUCHHARDT / PETERS, www.ieg-friedensvertraege.de (eingesehen am 26.11.2008), Art. 7: »Todas letras de señal y de represalias que pueden haber sido acordadas antes de ahora por qualquiera causa que sea, son declaradas por nullas y no podrán ser de aqui en adelante dadas por los altos contratantes en perjuizio delos subditos del otro, sino es solamente en caso de manifiesta de negazion de Justizia, la qual no podrá ser renida por verificada, si la petizion de aquel que pide las represalias no se comunica al Ministro que se hallará en los lugares dela parte del Estado contra los Subditos del qual serán dadas, â fin de que en el termino de seis meses, ô antes si se puede, se pueda el informar delo contrario, û procurar el cumplimiento de Justizia que será debido.«
Verboten wurde ferner ebenfalls – wie zuvor etwa im Vertrag von Whitehall 1686 – die Annahme solcher Briefe von Souveränen, die mit einem der Vertragspartner verfeindet waren.[76]
Ebd., Art. 7: »Los Subditos de dicho señor Rey, no podrán tomar comision alguna para armamentos particulares, ô letras de represalias delos Prinzipes ô Estados enemigos de dichos señores Estados Generales, y menos turbarles ni hazerles daño en manera alguna en virtud delas tales comisiones ô letras de represalias, ni yr en corso con ellas, debajo dela pena de ser perseguidos y castigados como Piratas, lo que igualmente se obserbará por los Subditos delas Probincias unidas, en lo que mira alos Subditos de dicho Señor Rey; Y a este fin todas las bezes que fuere esto requerido de una parte y otra en las tierras dela obedienzia de dichos Señores Rey, y Estados Generales, se publicarán y renobarán prohibiziones expresisimas, y prezisismas de serbirse en manera alguna delas tales Comisiones ô letras de represalias, debajo de la pena arriba mezionada, la que será ejecutada seberamente contra los que contrabinieren, âdemas dela entera restituizion â que estarán obligados y debarán hazer â aquellos â los que hubieren causado daño.«
Neu war ebenso wenig die gegenseitige Verpflichtung, künftig Piraten und Freibeuter nicht zu beherbergen sowie dieselben und ihre Hintermänner zu bestrafen.[77]
Handels- und Schifffahrtsvertrag von Utrecht, F, GB, 1713 IV 11, S. 33f., in: DUCHHARDT / PETERS, www.ieg-friedensvertraege.de (eingesehen am 26.11.2008), Art. 35: »Et pour la plus grande seureté et liberté du Commerce et de la navigation, on est convenu en outre que ni le Roy tres Chrestien, ni la Reyne de la Grande Bretagne ne recevront dans aucun de leurs ports, rades, villes, ou places des Pirates et des Forbans quels qu’ils puissent estre, et ne souffriront qu’aucun de leurs Sujets, et Citoiens de part et d’autre les recoivent et protegent dans ces mêmes ports, les retirent dans leurs maisons, ou les aydent en façon quelconque, mais encore ils feront arrester et punir toutes ces sortes de Pirates et de Forbans, et tous ceux qui les auront receus, cachez, ou aidez, des peines qu’ils auront meritées pour inspirer de la crainte et servir d’exemple aux autres; Et tous leurs vaisseaux, les effets, et marchandises enlevées par eux et conduites dans les ports de l’un ou de l'autre Royaume, seront arrestez, autant qu’il pourra s’en decouvrir et seront rendues à leurs proprietaires, ou à leurs facteurs ayant leur pouvoir, ou procuration par ecrit, après avoir prouvé la proprieté devant les Juges de l’amirauté par des certificats suffisants, quand bien mesme ces effets seroient passez en d’autres mains par vente et generalement tous les vaisseaux et marchandises de quelque nature qu’elles soient qui seront prises en pleine mer, seront, conduites dans quelque port de l’un ou de l’autre des deux Royaumes et seront confiées à la garde des officiers de ce mesme port pour estre rendues entieres au veritable proprietaire aussytost qu’il sera duement et suffisament reconnu.«
Was aber über die bisherige bilaterale Vertragspraxis hinausging, war die strengere Regulierung der Kapereiregeln, mit dem Ziel, private Feindseligkeiten zwischen den Untertanen der Vertragspartner möglichst ganz zu unterbinden. Zwar wurde die Ausgabe und Annahme von Repressalienvollmachten nicht grundsätzlich verboten, doch stärker als bisher an Auflagen gebunden. Vor allem sollte der seit langem vorherrschenden Praxis, solche Vollmachten bereits auszustellen, noch bevor die beschuldigte Seite dazu überhaupt Stellung nehmen konnte, ein Riegel vorgeschoben werden. An die ursprüngliche Intention dieses Rechtsinstitut erinnernd, wurde noch einmal mit Nachdruck unterstrichen, dass nur in Fällen, in denen einem gerechtfertigten Entschädigungsanspruch von der Gegenseite ausdrücklich nicht stattgegeben wurde, die Ausgabe von Repressalienlizenzen rechtmäßig sein konnte. Dem Missbrauch des Repressalienrechts sollte ferner dadurch entgegengewirkt werden, indem der Gegenseite vier Monate Zeit eingeräumt wurde, um dem Kläger Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, bevor letzterer bei seinem Souverän den Anspruch auf eine Entschädigungskommission erheben konnte.[78]
Ebd., S. 4f. Art. 3: »On est aussy convenu, et il a esté arresté que les Sujets et habitans des Royaumes, Provinces, et Etats de leurs Majestez n’exerceront a l’avenir aucuns actes d’hostilité, ni violences les uns contre les autres tant sur mer que sur terre, fleuves, rivieres, ports, et rades, sous quelque nom et prétexte que ce soit en sorte que les Sujets de part et d’autre ne pourront prendre aucune patente, commission, ou instruction pour armements particuliers, et faire la course en mer, ni lettres vulgairement appellées de represailles de quelques Princes, ou Etats Enemis de l’une ou de l’autre, ni troubler, molester, empecher, ou endommager de quelque maniere que se soit, en vertu ou sous pretexte de telles patentes, Commissions ou lettres de represailles, les Sujets et habitans sus[dit] Roy tres Chrestien, ou de la Reyne de la Grande Bretagne, ni faire ces sortes d’armements ou s’en servir pour aller en mer, et seront a cette fin toutes et quantes fois qu’il sera requis de part et d’autre, renouvellées, et publiées des deffenses etroites et expresses d’user en aucune maniere de telles commissions, ou lettres de represailles sous les plus grandes peines qui puissent estre ordonnées contre les Infracteurs, outre la restitution et la satisfaction entiere dont ils seront tenus envers ceux auxquels ils auront causé quelque dommage, et ne seront données à l’avenir par l’un des[dits] Alliez au prejudice et au dommage des Sujets de l’autre, aucunes lettres de represailles; Si ce n’est seulement au cas de deny, ou de delay de justice, lequel deny ou delay de justice ne sera pas tenu pour verifié, si la requeste de Celuy qui demande lesd[ites] lettres de represailles n’est communiquées au Ministre qui se trouvera sur les lieux de la part du Prince contre les Sujets duquel elles doivent estre données, afinque dans le terme de quatre mois ou plutost s’il se peut, il puisse faire connoistre le contraire, ou procurer la juste satisfaction qui sera due.«
Dabei zielte die nunmehr wesentlich striktere Handhabung des Marke- und Repressalienrechts vor allem darauf, die Anwendung dieses Rechtsinstituts auf den Kriegsfall zu beschränken und für Friedenszeiten weitgehend auszuschließen. Einher ging damit nicht nur eine striktere Trennung zwischen Krieg und Frieden, sondern zugleich auch eine stärkere Bindung des Rechts zur Gewaltausübung an den Souverän. Nicht erst im 19. Jahrhundert, wie Janice E. Thomson es behauptet hat,[79]
THOMSON: Mercenaries 1994.
sondern bereits im frühen 18. Jahrhundert wurden damit international die entscheidenden Weichen für eine Monopolisierung der Gewalt durch den Staat gestellt.

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10. De Piratica, & an Barbari sint piratae – die Öffnung des europäischen Völkerrechts

Bis zum Ende des Spanischen Erbfolgekrieges hatte sich im Netzwerk bilateraler Friedensverträge also eine geschlossene Haltung gegenüber dem Umgang mit frei flottierenden Kaperfahrern und autonomen Freibeuterkapitänen herausgebildet. Während man nunmehr identifiziert zu haben glaubte, wer die europäische Völkergemeinschaft jenseits aller Streitigkeiten und Konkurrenzen untereinander als gemeinsamer Feind zusammenhielt, ging man zur selben Zeit dazu über, einer anderen Gruppe von Gemeinschaften eine solche Feindetikettierung abzusprechen. Gemeint sind die Städte Salé, Algier, Tunis und Tripolis in Nordafrika. Abermals spielte die Piraterieattribution und ihre Aufhebung eine entscheidende Rolle bei der Ausgestaltung internationaler Rechtsbeziehungen – in dem Fall sogar über Europa hinaus.
Von der nordafrikanischen Küste aus überfielen muslimische Seekrieger seit dem Mittelalter regelmäßig christliche Pilger- und Handelsschiffe. Umgekehrt griffen spanische Seebeutefahrer, insbesondere während der Reconquista, immer wieder Schiffe und Siedlungen der »Mauren« an. 1276 erhielt Kapitän Pere Moragues eine Kommission, um auf Kaperei (»in cursum«) gegen das islamische Spanien vorzugehen. Dieses Kaperunternehmen diente der Eröffnung einer navalen Expedition als Antwort auf den Antikreuzzeugskampf der Muslime.[80]
Siehe BURNS, Piracy 1980, S. 165–178. Zur Auseinandersetzung zwischen christlichen und muslimischen Mittelmeerkorsaren im Mittelalter am Beispiel von Valencia siehe auch BORRÁS, Los orígenes 1993.
Zur gleichen Zeit pflegten Angehörige beider verfeindeter Religionen untereinander nicht nur friedliche wirtschaftliche Beziehungen, sondern gingen nicht selten auch auf gemeinsame Seeraubfahrt. Dementsprechend galten im kanonischen Recht diejenigen Christen, die auf sarazenischen Piratenschiffen dienten oder dort sogar die Befehlsgewalt innehatten, als besonders gottlos und frevelhaft. Solche Personen seien zu exkommunizieren, ihre Güter einzuziehen und sie selbst zu versklaven.[81]
Corpus iuris canonici, X, 5, 6, 6 (Friedberg, Bd. 2, Sp. 773); ebd., X, 5, 6, 17 (Friedberg, Bd. 2, Sp. 777): »Excommunicamus praeterea et anathematizamus illos falsos et impios Christianos, qui contra ipsum Christum et populum Christianum Sarracenis arma, ferrum et ligamina deferunt galearum; eos etiam, qui galeas eis vendunt vel naves, quique in piraticis Sarracenorum navibus curam gubernationis exercent, (…).«
Zu Hochburgen nordafrikanischer Seebeuteunternehmungen entwickelten sich im 16. Jahrhundert vor allem die Städte Algier, Tripolis und Tunis sowie Salé im vom osmanischen Reich unabhängigen Marokko. Von dort aus wurden immer wieder europäische Schiffe überfallen und die gefangenen Besatzungen versklavt. Nur gegen ein hohes Lösegeld konnten sie wieder freigekauft werden.[82]
Siehe MARTINEZ TORRES, Prisioneros 2004.
Für die aus der »Berberei« oder »Barbarei« (lat. »Barbaria«, engl. »Barbary«) stammenden Nordafrikaner prägte sich bei den europäischen Christen der Begriff Barbaresken (franz. »Barbaresques«, span. »Barbarrojas«, ital. »Barbareschi«) aus.[83]
Siehe grundlegend BONO, I corsari barbareschi 1964; COULET DU GARD, La course et la piraterie 1980; sowie die einzelnen Beiträge in SAVAGLIO: Atti ... »Guerra di Corsa ...« 1999; und HEERS, Les barbaresques 2001; ders., The Barbary Corsairs 2003.
Als Teil des osmanischen Reiches unterstanden Algier, Tripolis und Tunis offiziell der politischen Hoheit des türkischen Sultans. Jedoch errangen sie im Laufe des 16. Jahrhunderts eine zunehmende politische Unabhängigkeit. Die Macht des von der Hohen Pforte eingesetzten Paschas ging fast vollständig an den lokalen Diwan über, einem städtischen Rat, der einen Statthalter, den Bey oder Dey, ernannte, welcher zum eigentlichen Herrscher der Stadt wurde. Seit dieser Zeit blieben die Barbaresken-Städte als nordafrikanische Regentschaften zwar formell dem osmanischen Reich unterstellt, handelten aber politisch weitgehend autonom.

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Auf christlicher Seite korrespondierten den muslimischen Seekämpfern vor allem von Malta aus operierende und vom dortigen Orden der Johanniter unterstützte Korsaren, die »maurische« Schiffe angriffen und sich dabei als Glaubenskämpfer verstanden. Dabei gingen sie ähnlich wie die Nordafrikaner vor und plünderten nicht nur die Fahrzeuge, sondern versklavten auch ihre Besatzungen.[84]
Siehe BOHN, Art. »Korsaren« 2008; BRANDES, Korsaren Christi 2000; PLATT, Korsaren des Mittelmeers 1997, S. 94–101; sowie EARLE, Corsairs of Malta 1970. Zu den muslimischen Sklaven in Italien siehe BONO, Schiavi musulmani 1999.
In Syrien fürchteten die katholischen Christen noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts, dass die andauernden Überfälle der Malteser Korsaren zum Abfall vieler syrischer Christen vom katholischen Glauben führen könnten.[85]
Siehe HADDAD, Syrian Christians 1970, S. 43–46.
Ebenso wenig wie die Malteser betrachteten sich die Beutefahrer der Maghrebküste als Piraten, vielmehr nannten sie sich »ġâzîs«, Soldaten im Krieg gegen die »Ungläuben», und definierten sich als Kämpfer des »djihād«.[86]
Siehe RIEGER, Die Seeaktivitäten der muslimischen Beutefahrer 1994. Zur Lehre vom »djihād« siehe E. TYAN, Art. »Djihād« 1991. Siehe auch JUYNBOLL, Handbuch des islamischen Gesetzes 1910, S. 336-344; speziell zu kriegsrechtlichen Konzepten im Islam siehe HANEBERG, Das muslimische Kriegsrecht 1870. Zur maritimen Kriegsführung bei den Muslimen siehe KHADDURI, War and Peace 1962; einführend zum islamischen Seerecht siehe KHALILIEH, Islamic Maritime Law 1998.
Neben der Bezeichnung »lişş al-bahòr« für »Seeräuber« wurde im Arabischen auch der Begriff »Kòurşān« verwendet.[87]
Siehe PELLAT, Art. »Kòurşān« 1986.
Dessen Übernahme als Lehnwort vom italienischen »corsaro«, bzw. spanischen »corsario« und französischen »corsair« deutet darauf hin, dass auch aus nordafrikanisch-muslimischer Rechtsperspektive zwischen einem legalen und einem illegalen Seebeutefahrer unterschieden wurde. Im »corso« oder »guerra corsara«, wie der Kaperkrieg des Mittelmeers bezeichnet wurde, waren also auf beiden Seiten ökonomische und religiöse Motive kaum voneinander zu trennen. Die Schädigung des Glaubensfeindes durch Wegnahme seiner Schiffe und Güter ließ sich beiderseits immer auch zugleich als religiöse Handlung rechtfertigen.
Nach der Seeschlacht von Lepanto 1571 begann sich der Wirkungsradius der osmanischen Flotte vorrangig auf das östliche Mittelmeer zu beschränken.[88]
GREENE, The Ottomans 2007, S. 104–116.
Dagegen stieg im westlichen Mittelmeer die Präsenz der nordafrikanischen Korsaren stark an. Von dort aus drangen sie zusammen mit marokkanischen Beutefahrern vermehrt auch in den Atlantik, wo sie wie die Korsaren aus England zwischen den Azoren und den Kanarischen Inseln die aus Amerika und Asien heimkehrenden West- und Ostindienfahrer der Portugiesen und Spanier auflauerten. Anfang 1587 diskutierten hochrangige spanische Beamte die Verstärkung der Verteidigungsvorkehrungen auf den Kanaren gegenüber »Ingleses, o los cossarios de Argel« [Algier].[89]
AGSim, Guerra y Marina, legajo 208, documento 239.
Dass es dabei zu Kooperationen zwischen den Protestanten aus Nordeuropa und den Muslimen aus Nordafrika gegen katholische Iberer kamen, veranlasste Nabil Matar zu der pointierten Aussage: »England and Morocco were joined in jihad against Spain.«[90]
MATAR, Britain and Barbary 2005, S. 21.
Mag diese Feststellung auch ein wenig übertrieben sein, so verweist sie doch zu Recht darauf, dass in den Beutekämpfen im östlichen Atlantik religiöse Motive hinter ökonomischen durchaus zurücktreten konnten. Jedenfalls waren in dieser Phase der Kaperkrieg um die Neue Welt im Atlantik und der Korsarenkrieg im Mittelmeer nicht voneinander zu trennen.

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In Europa waren sich die führenden Rechtstheoretiker weitgehend darin einig, die nordafrikanischen Regentschaften als bloße Räuber- und Piratenbanden einzustufen.[91]
Großen Einfluss hatten vor allem die Äußerungen Gentilis. Siehe GENTILI, Hispanicae advocationis libri dvo 1921, Bd. 1, S. 66–68.
Theorie und Praxis fielen jedoch auseinander. Betrachtete man die Seebeutekämpfer aus Nordafrika als Piraten, dann galt nach der gelehrten Rechtstradition Europas eigentlich der Grundsatz, dass ein Krieg gegen Seeräuber weder offiziell erklärt werden müsse noch durch ein Abkommen zu beenden sei, sondern entweder mit dem Tod der Piraten oder ihrem Sieg ende.[92]
Siehe mit Bezügen zur römischen und kanonischen Rechtstradition etwa GENTILI, De iure belli libri tres 1933, Bd. 2, S. 33f., l. 1, c. 4.
Das sah in der Rechtspraxis anders aus. Bereits im Herbst 1539 und Frühjahr 1540 ließ Karl V. über seinen Gesandten Juan Gallego direkt mit Khair ad-Din Barbarossa, seit 1518 Dey von Algier, um einen Frieden oder Waffenstillstand verhandeln, nachdem es der Habsburger Kaiser verpasst hatte, nach der Einnahme von Tunis der Flotte Barbarossas nachzueilen und ebenfalls Algier einzunehmen. Zu den Forderungen der Spanier für einen gemeinsamen Vertrag gehörten die Entwaffnung der Kriegsgaleeren und eine Säuberung der Meere von den Korsaren. »Que desarmará las galeras todas y hará los arrayses alcaydes y limpiará la mar de cossarios.«[93]
Negociación de Juan Gallego con Barbarroja. 22 septiembre 1539–10 abril 1540, in: MARIÑO, Tratados internacionales de España. Carlos V 1980, Bd. 2, S. 94–113, hier S. 97.
Das entsprach einer Forderung, wie sie analog auch in den Friedens- und Waffenstillstandsverträgen zwischen den Souveränen Europas im 16. Jahrhundert zu finden ist. Zum Abschluss eines eigenständigen Vertrages zwischen Karl V. und den Algeriern ist es jedoch nicht gekommen.
Derweil betonte der osmanische Sultan in den Verträgen zwischen der Hohen Pforte und den Europäern seinen Anspruch auf die politische Hoheit der Regentschaften im Maghreb. So etwa in den Verträgen bzw. Kapitulationen mit Venedig 1566 und 1575 sowie mit Frankreich 1604.[94]
Ratificatione della Pace tra la RP. Di Venetia & il Sultan Selim conchiusa dal Clarissimo Ambasciadore Cavalli, el 24. de Giugno 1567, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 1, Nr. 76, S. 140b–141a; Capitulatione rinuovata in Sultan Amurat dall’ Illustrissimo Ambasciadore Jacomo Soranzo, 10.08.1575, in: ebd., Nr. 123, S. 244a–247b; Articles du Traité fait entre Henri le Grand, Roi de France & de Navarre; & Sultan Amat, Empereur des Turcs, en l’année 1604. Par l’ entremise de Messire François Savary, Seigneur de Breves, Conseiller du Roi en ses Conseils d’Etat Privé, lors Ambassadeur pour Sa Majesté à la Porte dudit Empereur, 20.05.1604, in: ebd., Tl. 2, Nr. 21, S. 39a–42a.
In Artikel 14 des zuletzt genannten Vertrages gestattete Sultan Ahmed I. dem französischen König Heinrich IV., diejenigen »Corsaires de Barbarie«, welche in französischen Häfen Handel trieben und zugleich französische Schiffe überfielen, als Piraten zu behandeln und zu verfolgen.[95]
Articles du Traité fait entre Henri le Grand, Roi de France & de Navarre; & Sultan Amat, Empereur des Turcs, en l’année 1604. Par l’ entremise de Messire François Savary, Seigneur de Breves, Conseiller du Roi en ses Conseils d’Etat Privé, lors Ambassadeur pour Sa Majesté à la Porte dudit Empereur, 20.05.1604, in: ebd., Tl. 2, Nr. 21, S. 39a–42a, hier S. 40b, Art. 14.
Entsprechend wurde in den Kapitulationen zwischen Venedig und dem osmanischen Reich im ausgehenden 16. und frühen 17. Jahrhundert vereinbart, dass maghrebinische Korsaren, die sich in osmanischen Häfen aufhielten, dazu verpflichtet wurden, den dortigen Venezianern keinen Schaden zuzufügen. Umgekehrt ließen die venezianischen Hafenbehörden russische Piraten verhaften, die vor der Küste Venedigs ein osmanisches Schiff ausgeraubt hatten, und erstatten dem Besitzer seine Güter zurück.[96]
GREENE, The Ottomans in the Mediterranean 2007, S. 111f.
In Venedig wie auf Seiten des Osmanen herrschte der Konsens, dass politische Souveränität über Territorien und den ihnen vor gelagerten Küstengewässern den jeweiligen Souverän dazu verpflichtete, in diesen Gewässern die Piratenabwehr zu organisieren. Doch außerhalb dieser Gewässer, auf der hohen See des Mittelmeers, lagen die Dinge anderes. Dort galt es stillschweigend für legitim, wenn nordafrikanische Fahrzeuge venezianische Schiffe aufbrachten oder umgekehrt.[97]
Siehe GREENE, The Ottomans in the Mediterranean, S. 114–116.

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Ab dem ausgehenden 16. Jahrhunderts war es unübersehbar geworden, dass die Barbaresken-Städte immer unabhängiger von der Hohen Pforte agierten. Die Macht des Paschas war fast vollständig an den Diwan übergegangen, einem Rat, der den Bey oder Dey als Statthalter zum eigentlichen Herrscher ernannte.[98]
Siehe PLATT, Korsaren des Mittelmeers 1997, S. 83.
Dem politisch autonomeren Agieren der Nordafrikaner entsprechend begannen führende europäische Mächte statt ausschließlich mit dem osmanischen Reich nun auch direkt mit den einzelnen maghrebinischen Städten Verträge über Waffenstillstände und die Gewährung freier Schifffahrt abzuschließen. Solche Kontrakte schlossen etwa 1605 Frankreich und Tunis, 1617 die Niederlande und Algier oder 1622 England und Algier.[99]
Siehe PANZAC, Les corsaires barbaresques 1999; ders., Barbary Corsaires 2005, S. 335–337: Appendix »Treaties signed between the Maghreb and the West (1605-1830)«, hier S. 335.
Zugleich begann sich im selben Zeitraum die von den afrikanischen Korsaren ausgehende Gefahrenlage zu verschärfen.[100]
Zwischen 1613 und 1622 wurden 963 Prisen nach Algier gebracht, davon waren 447 niederländische und 253 französische Schiffe. Siehe WOLF, The Barbary Coast 1979, S. 190
Nach dem Londoner Frieden 1604 zwischen Spanien und England sowie dem Waffenstillstand der Iberer mit den Niederlanden 1609 gingen zahlreich »erwerbslos« gewordenen englische und niederländische Ex-Kaperfahrer nach Marokko und Nordafrika, um dort gemeinsam mit den muslimischen Korsaren zu kämpfen. Die bekanntesten unter ihnen waren der Engländer John Ward und der Niederländer Simon Danseker.[101]
Siehe den zeitgenössischen Bericht von BARKER, A Trve and certaine report 1609 (ND 1968). Siehe ebenso LLOYD, English Corsairs 1981, S. 48–57.
Weil sie mit den »Ungläubigen« kollaborierten, galten sie als besonders gottlos und menschenfeindlich. In einer populären englischen Ballade von 1609 wurden sie daher als »hell-borne crew of Pirates« bezeichnet; halb-muslimisch und halb-christlich galten sie schlimmer und verruchter als die Türken selbst.[102]
Zit. nach RUBIN, Law of Piracy 1988, S. 17.
Den Nordafrikanern kam zu gute, dass man sich auf europäischer Seite nicht auf ein gemeinsames Vorgehen gegen sie einigen konnte. Ab April 1617 verhandelten spanische und englische Unterhändler miteinander um die gemeinsame Aufstellung einer kleinen Flotte zur Bekämpfung der Maghrebbewohner.[103]
AGSim, Secretariá de Estado Legajo 2850, 1617–1620: Negociaciones sobre unión de navíos españoles e ingleses para perseguir la piratería. Zu den spanisch-englischen Verhandlungen und den späteren englischen Expeditionen gegen Algier und Salé siehe HEBB, Piracy 1994.
Die Verhandlungen scheiterten zunächst daran, dass Walter Raleigh 1618 spanische Siedlungen und Schiffe vor Südamerika überfallen hatte und die Spanier von London die Verurteilung Raleighs als Piraten verlangten.[104]
Ebd., fascículo 27: El. Cons.o de Estado a 7 de Junio 1618 sobre lo que contienen las dos consultas inclusas de la Junta de Guerra de Indias, acerca de lo que ha hecho Gualtero Rale en las Indias de Barlobento.
Kaum waren die Verhandlungen nach der Hinrichtung Raleighs wieder aufgenommen, gerieten sie abermals ins Stocken, da man in Madrid angesichts der anhaltenden Konflikte zwischen Engländern und Portugiesen in Ostindien fürchtete, mit dem geplanten Vorhaben zur gemeinsamen Barbaresken-Bekämpfung letztere verärgern könnte.[105]
Siehe ebd., fascículo 51: Julián Sánchez de Ulloa, 06.12.1619, zu Händen des Secretario de éstato.
Der Plan einer englisch-spanischen Expedition gegen die Maghreb-Korsaren scheiterte dann endgültig an den Befürchtungen der Spanier, die Engländer könnten sich zugleich mit den Niederländern verbünden und so zur Gefahr der Habsburger im Mittelmeer werden.[106]
Ebd., fascículo 57. Conde de Gondomar an Philipp III., London, 09.04.1620
Hochrangige Militärs warnten davor, die »Ingleses & y Olandeses« wären auf diese Weise imstande, an den Küsten Spaniens wie auch ihrer Überseegebiete eine schlagkräftige Flotte (»vna podenza Armada«) aufzubauen, was die Spanier auf keinen Fall hinnehmen könnten.[107]
Ebd., fascículo 16. Sum. Del papel y hadado de Colonel Semple acerca de juntar Nabios de Espania con los de Inglaterra [undatiert].

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So wenig man sich einigen konnte, gemeinsam gegen die Städte im Maghreb vorzugehen, so sehr war man sich aus europäischer Sicht darin einig, sie als politisch und militärisch machtvolle Entitäten ernst zu nehmen. Die Zunahme bilateraler Verträge, beginnende diplomatische Kontakte und erste konsularische Vertretungen – wie etwa Frankreichs in Algier und Tunis – ließen es immer fragwürdiger erscheinen, die Barbaresken als bloße Räuber- und Piratenbanden zu klassifizieren. Dem sich verdichtenden Prozess faktischer Anerkennung der maghrebinischen Städte als weitgehend vom osmanischen Imperium unabhängige, politisch und rechtlich selbstständig agierende Einheiten trug allmählich auch die Rechtstheorie Rechnung. Noch etwas unentschieden und verklausuliert gestand ihnen Hugo Grotius 1625 in »De iure belli ac pacis« zumindest indirekt einen solchen souveränen Status zu.[108]
GROTIUS, De iure belli ac pacis 1939, l. 3, c. 9, § 19, S. 730.
Betrachtet man die Vertragspraxis als Beleg für die völkerrechtliche Anerkennung der nordafrikanischen Regentschaften durch die europäischen Länder,[109]
In diesem Sinne zu Recht auch MÖSSNER, Völkerrechtspersönlichkeit 1968; ders., The Barbary Powers 1972.
darf dabei nicht übersehen werden, dass viele der Verträge durch massiven Druck der militärisch überlegenen Europäer zustande gekommen waren. Erst nachdem ein niederländisches Marinegeschwader gefangene Korsaren in Sichtweise des Hafens von Algier am Topmast aufhängen ließ, stimmten der Pascha und der Diwan Verhandlungen zu und unterschrieben im Januar 1626 einen Vertrag mit den Niederlanden.[110]
Traité de Paix entre les Provinces-Unies des Pays-bas, & la République d’Alger, fait le 30. Janvier, 1626, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 2, Nr. 270, S. 485b–487a.
Festgelegt wurden darin die wechselseitige Handelsfreiheit und Hafennutzung des jeweils anderen Vertragspartners. Niederländische Sklaven konnten gegen ein Lösegeld freigekauft oder gegen nordafrikanische Sklaven, die von den Niederländern gefangen gehalten wurden, eingetauscht werden. Ein Konsul in Algier sollte die Rechte der Vereinigten Provinzen vor Ort vertreten. Algerischen Korsaren wurde der Zugang zu niederländischen Schiffen gewährt. Ihre Ladung galt als neutral, Güter anderer Länder, mit denen die Algier verfeindet war, durften hingegen beschlagnahmt werden. Nicht nur inhaltlich wurde der Vertrag zum Vorbild weiterer Abkommen im 17. Jahrhundert. Auch das Vorgehen, mit militärischer Präsenz Übereinstimmungen zu erzwingen, wiederholte sich. Europäische Missionäre kamen nicht selten in Gestalt von Admiralen, die mit Kriegsschiffen drohend vor den Häfen der Barbaresken auftauchten.[111]
Siehe PANZAC, Barbary Corsairs 2005, S. 29.
Politische Unterhändler wurden so gewissermaßen zu »Marine-Diplomaten«.

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Entscheidendes Kennzeichen dafür, dass die Maghrebstädte faktisch als souveräne politische Entitäten anerkannt wurden, war, dass man zunehmend dazu überging, die Bedingungen des Rückkaufs versklavter Europäer vertraglich festzulegen. Damit wurde das Sklavereisystem der Nordafrikaner indirekt akzeptiert, wie etwa im Friedensvertrag zwischen Algier und England vom 3. Mai 1662.[112]
Traité de Paix entre Charles II., Roi d’Angleterre, & le Bassa & Divan d’Alger, fait le troisiéme de Mai, 1662, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 6, Tl. 2, Nr. 163, S. 419b–420b.
Zum ersten Mal wurde in diesem Abkommen ein später oft wiederholter Artikel eingeführt, der dem europäischen Vertragspartner die Ausstellung von speziellen Ausweisen zusicherte, welche dessen Schiffe vor dem Zugriff der nordafrikanischen Korsaren schützen sollten.[113]
Ebd., S. 420b, Art. 14.
Auf diesen Vertrag und die im selben Jahr zwischen England sowie Tripolis und Tunis abgeschlossenen Verträge bezog sich auch der englische Rechtsgelehrte Charles Molloy, der die Regentschaften ausdrücklich vom Begriff der Piraterie ausnahm. Dabei spielte für Molloy eine entscheidende Rolle, dass mit den aktuellen Abkommen den Barbaresken das Gesandtschaftsrecht zugesprochen wurde. Für Grotius war es ein zentrales Kennzeichen von Straßen- und Seeräubern gewesen, dass sie nicht über ein »ius legationis« verfügen könnten. Denn weil jene keine Gemeinschaft bildeten, könnten sie sich auch nicht auf das Völkerrecht berufen. »Piratae et latrones qui civitatem non faciunt iure gentium niti non possunt.«[114]
GROTIUS, De iure belli ac pacis 1939, l. 2, c. 18, § 2, n. 3, S. 437.
Genau dieses Gesandtschaftsrecht gestand Molloy den Nordafrikanern zu. »Notwithstanding this Tunis and Tripoli, and their Sister Algier do at this day (though nests of Pirates) obtain the right of Legation (…). So that now (though indeed Pirates) yet having acquired the Reputation of a Government, they cannot properly be esteemed Pirates but Enemies.«[115]
MOLLOY, De Jure Maritimo 1769, Bd. 1, S. 79.
Dabei ist hervorzuheben, dass Molloy den Regentschaften politische Souveränität einräumte, obwohl sie unter der Oberherrschaft Istanbuls standen, denn die Macht der Osmanen reiche nur soweit, wie die Barbaresken ihr freiwillig zustimmten. »Again, Pirates that have reduced themselves into a Government or State as those of Algier, Sallee, Tripoli, Tunis, and the like, some do conceive ought not to obtain the Rights or Solemnities of War as other Towns or places; for though they acknowledge the Supremacy of the Porte [am Rand: Constantinople, generally so called], yet all the power of it cannot impose on them more than their own Wills voluntarily consent to.« [116]
Ebd., S. 78.

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Bis zur Wende zum 18. Jahrhundert hatten die drei großen Seemächte Europas, England, Frankreich und die Niederlande, diplomatische und Vertragsbeziehungen mit den maghrebinischen Regentschaften etabliert, die es ihnen erlaubte, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Mittelmeer auszubauen.[117]
Siehe PANZAC, Barbary Corsairs 2005, S. 35. Zu den diplomatischen Beziehungen Englands siehe PENNELL, Piracy and Diplomacy 1989. Zu den Beziehungen zwischen den Regentschaften und den Hansestädten siehe die materialreichen Arbeiten von BAASCH, Hamburgs Convoyschiffahrt 1896; und ders., Die Hansestädte und die Barbaresken, Kassel 1897. Aufgrund der dynastischen Beziehungen übernahmen die Briten im 18. Jahrhundert auch den Schutz der Handelsinteressen der Kurhannoveraner in Nordafrika. Siehe hierzu HARDING, North African Piracy 2000.
Während auf der einen Seite die populäre europäische Literatur der Reiseberichte ehemaliger, von den Nordafrikanern gefangener Sklaven weiterhin die räuberischen und teils grausamen Aktivitäten der Barbaresken herausstrich (Abb. 2),[118]
Siehe beispielsweise VITKUS, Piracy Captivity Narratives 2001. Die Diskrepanz zwischen der literarischen Wahrnehmung und der rechtlichen Vertragspraxis betont für das Beispiel England ebenso PARKER, Reading ›Barbary‹ 2004. Auch der Zusammenhang zwischen »Barbarei« und »Seeräuberei« blieb in der populären Literatur präsent. So etwa führte der anonyme Autor einer 1694 publizierten deutschsprachigen Abhandlung über die maghrebinischen Korsaren das »Barbarische« der nordafrikanischen »See=Räuber« darauf zurück, dass diese von Noahs verstoßenem Sohn Cham abstammen würden, der dazu verflucht worden sei, das klimatisch minderwertige Afrika zu besiedeln. Siehe [ANONYMUS,] Schau=Platz Barbarischer Sclaverey 1694, S. 1–25.
stand auf der anderen Seite einer vollen Anerkennung der Regentschaften als rechtlich und politisch souveräne Gebilde in der europäischen Rechtstheorie nichts mehr im Wege. Eine eindeutige, in der nachfolgenden Rechtstradition immer wieder aufgenommene Position vertrat der niederländische Rechtsgelehrte Cornelis van Bynkershoek (Bijnkershoek) 1737 in den »Questionum juris publici libri duo« im Kapitel 17 unter der Überschrift »De Piratica, & an Barbari in Africa sint piratae.«[119]
BYNKERSHOEK, Quaestionum juris publici libri duo 1930, Bd. 1, S. 121–130.
Gegen die bisherige Rechtstradition gerichtet, bestritt Bynkershoek mit Nachdruck, dass die so genannten Barbaresken in Afrika als Piraten klassifiziert werden könnten und dass die von ihnen gemachte Beute keinem Eigentumswechsel unterliegen würden.[120]
Ebd., S. 123f.: »Quod autem Albericus Gentilis (…) aliique eos, qui Barbari in Africa vocantur, jure piratarum censent, & eorum occupatione dominium mutari negant, nulla ratione defendi poterit.«
Algerier, Tripolitaner, Tunesier und die Bewohner Salés seien keine Piraten, sondern würden jeweils eine Gemeinschaft bilden, die über ein bestimmtes Territorium verfüge, auf dem sie ein Reich errichtet hätten, mit dem wir uns, wie mit anderen Völkern, mal in Frieden und mal im Krieg befänden, so dass ihnen auch dasselbe Recht wie den anderen Völkern zuzukommen scheine.[121]
Ebd., S. 124: »Algerienses, Tripolitani, Tunitani, Zaleënses piratae non sunt, sed Civitates, quae certam sedem, atque ibi Imperium habent, & quibuscum nunc pax est, nunc bellum, non secus ac cum aliis Gentibus, quique propterea ceterorum Principium jure esse videntur.«
So trug die europäische Rechtstheorie der Entwicklung in der Rechtspraxis – wenngleich mit einer gewissen Phasenverschiebung – Rechnung. Indem Bynkershoeks rechtliches Barbareskenverständnis im Laufe des 18. Jahrhunderts von den meisten Rechtsgelehrten übernommen wurde, versuchte die Theorie zugleich normativ auf die Praxis einzuwirken. Nicht ohne Erfolg. So übernahmen viele mediterrane Seerechtskodifikationen die Nichtanerkennung der Barbaresken als Piraten, wie etwa das Kodifikationsprojekt zum allgemeinen Seerecht im Königreich Neapel und Sizilien zeigt. Als der Jurist Michele de Jorio 1779 den »Codice Ferdinando o Codice marittimo compilato per ordine di S. M. Ferdinando IV« publizierte, berief er sich auf Bynkershoek, als er feststellte: »Gli Algerini, i Tripolini, e i Salettini non sono Corsari. Essi costituiscono Repubbliche, che hanno certa fede[122]
Eigentlich: sede.
, e vi hanno l’Imperio: con essi ora ci è pace, ora ci è guerra, non altrimenti come si practica cogli altri popoli, e perciò hanno quel diritto, che godono gli altri principi.«[123]
MOSCHETTI, Il codice marittimo 1979, Lib. VI, Tit. IV: »De i Pirati«, Legge 4. Lo stesso, S. 1259f.
Damit hatte sich der Kreis zwischen Völkerrechtspraxis und Völkerrechtstheorie geschlossen. Indem die Zuschreibung der Piraterie fallengelassen wurde, konnten auch Nicht-Europäer an den Regelkreis des »Jus Publicum Europaeum« angeschlossen werden – wenngleich auch nur vorübergehend. Denn zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde europäischerseits der Piraterievorwurf gegen die Barbaresken wieder aufgenommen, um die inzwischen wirtschaftlich geschwächten Nordafrikaner nicht mehr als gleichberechtigte Kriegsgegner oder Vertragspartner akzeptieren zu müssen. Die erneute Abwertung der Regentschaften zu bloßen Räuber- und Piratenbanden diente diesmal der Rechtfertigung, die nordafrikanischen Gebiete zu kolonisieren, eine Kolonisierung, die mit der Einnahme Algiers 1830 durch die Franzosen irreversibel begann. Die Geschichte des Verhältnisses der Europäer zu den Barbaresken zeigt, wie lang der Weg sein konnte, bis unrechtmäßige »Piraten-Staaten« zu rechtmäßigen Staaten wurden, und wie kurz, bis dieser Rechtsstatus aus machtpolitischen Gründen wieder zurückgenommen wurde.

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ANMERKUNGEN

[*] Dr. Michael Kempe, Assistent am Lehrstuhl von Prof. Dr. Rolf Peter Sieferle, Geschichte Kulturwissenschaftliche Abteilung, Universität St. Gallen (Schweiz)

[1] Siehe etwa die entsprechenden Kapitel und Abschnitte bei NUSSBAUM, A Concise History of the Law of Nations 1954; ders., Geschichte des Völkerrechts in gedrängter Darstellung 1960; PARADISI, Civitas maxima 1974; GREWE, Epochen der Völkerrechtsgeschichte 1988; TRUYOL Y SERRA, Histoire du droit international public 1995.

[2] Zu Form, Struktur und Inhalt von Friedensverträgen immer noch grundlegend: FISCH, Krieg und Frieden im Friedensvertrag 1979.

[3] Siehe OTTE, Die Expedition des Diego Ingenios 2004.

[4] Siehe MULDOON, Christendom 2002. Siehe auch SCHNEIDER, Tordesillas 2003.

[5] Siehe GUENIN: Ango 1901, S. 71f. Lettre de marque accordée en 1530 à Jean Ango, et achetée par l’ambassadeur portugais, in: Torre do Tombo, Gaveta 3, maço 1, numero 19, abgedruckt in: ebd., S. 249–255. Angos Markebrief ist nach der Vorlage von Guénin wieder abgedruckt in: COUCEIRO FEIO / GUERREIRO / SEIXAS, Pirateria e corso no litoral brasileiro 1994, S. 47–48, Anm. 5. Siehe ebenso DE ALBUQUERQUE, As Represálias 1972, Vol. 2, T. 1, S. 606–609.

[6] Siehe BOHN, Piraten 2003, S. 26.

[7] Siehe LYON, The Enterprise of Florida 1976, S. 11.

[8] Die Rohfassung: Archivo General de Simancas (AGSim), Guerra y Marina, legajo 35, documento 152; die Urkunde: ebd., documento 153.

[9] Siehe BRUIJN, States and Their Navies 2000, S. 73–75.

[10] Langsam begann sich auch der Schwerpunkt der Auseinandersetzung vom Ostatlantik in den Westatlantik zu verlagern. Gezählt wurden zwischen 1536 und 1568 mindestens 74 Landunternehmungen und 189 Schiffsplünderungen durch französische Korsaren – 152 davon im westlichen Atlantik. Siehe SALMORAL, Piratas 1982, S. 51f. Ausführlich zum Wandel der Seebeuteunternehmungen im Atlantik und ihrer Bekämpfung durch die Spanier im Laufe des 16. Jahrhunderts siehe die auf intensiven Quellenstudien basierenden Ausführungen und Statistiken bei HOFFMAN, The Spanish Crown 1980.

[11] Das offizielle Frankreich steckte in dem Dilemma, einerseits die Schädigung Spaniens in Übersee durch die eigenen Untertanen mit Beutelizenzen zu fördern oder zumindest stillschweigend zu dulden, aber andererseits dabei nicht den Überseeverkehr des potentiellen Bundesgenossen Portugal zu gefährden. In einem ähnlichen Zwiespalt befand sich Portugal. Auf der einen Seite war auch den Portugiesen an ein friedliches Auskommen mit Frankreich zum Schutz ihres Indienhandels gelegen, auf der anderen Seite waren sie zur Verteidigung des Handelsmonopols in Übersee auf eine enge Kooperation mit Spanien angewiesen. Siehe hierzu vor allem PEREIRA FERREIRA, Problemas maritimos 1995.

[12] Siehe GUÉNIN, Ango 1901, S. 199.

[13] »Mas as presas que forem feitas fora das ditas avras em plano e alto mar por os Francesces sobre seus imigos nam seram impedidas pelo dito senhor Rey de Portugal nem por seus navios nem pelos de seus sugeitos posto que depois as ditas presas, navios, gentes, e mercadarias fosem levadas aos portos e avras do dito senhor Rey de Portugal, onde poderam fazer e despor delas como dautras presas feytas sobre imigos.« Articles concluded between France and Portugal at Lyons, July 14, 1536, in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 199–204, hier S. 202, Art. 10.

[14] Siehe GUÉNIN, Ango 1901, S. 31–33; zum Protestschreiben, das der Bildung der Schiedskommission vorausging: Protestation de Bertrand d’Ornesan, Baron de Saint-Blancard, contre la prise de la Pèlerine, remise à la conférence de Bayonne, le 11 mars 1538, abgedruckt in: ebd., S. 256–261.

[15] AGSim, Secretariá de Estado, legajo 375, documento 120. Madeira, die Kanaren und Azoren wurden von Korsaren wie Contra-Korsaren gleichermaßen als Versorgungsbasis und Ausgangspunkt ihrer Attacken genutzt. Zu den Angriffen der »corsarios franceses« auf die Kanarischen Inseln und den entsprechenden Verteidigungsmaßnahmen der Spanier in den 1540er Jahren siehe z.B. AGSim, Guerra y Marina, legajo 58, documentos 65, 96.

[16] »El Rey nosso senhor [Johann III.] e o Emperador Carlos Quinto, vendo as perdas e danos que seus vassalos recebião dos continuos roubos e insultos dos cossayros, que em todos os tempos e lugares andavaõ sempre vigiando o mar para est effeito, como erão princepes Christianissimos e zelosissimos do bem de seus reynos, assentaraõ antre sy este anno de 1552, mandarem sair suas armadas ao mar para guarda e defensaõ das suas costas e segurança do comercio de seus vassallos; (…).« Articles concluded between Spain and Portugal in 1552, in: DAVENPORT, European Treatise 1917, Bd. 1, S. 210–214, hier S. 211.

[17] Zu den Ausführungsbestimmungen des Vertrages über die Anzahl der Schiffe und die Einsatzgebiete der Küstenwache siehe: AGSim, Secretariá de Estado, legajo 375, documento 119.

[18] AGSim, Secretariá de Estado, legajo 375, documento 120.

[19] Zum Folgenden siehe GUÉNIN, Ango 1901, S. 64–66; und REIN, Der Kampf Westeuropas 1925, S. 145–147.

[20] »Et quia restitutio damnorum illatorum non solùm est Pacis plurimùm inductiva, verùm etiam dictae Pacis omnisque Amicitiae & Foederis robur seu vigor perpetuus, ideò est inter nos conventum & concordatum, quod rapinae; depraedationes omnes, latrocinia, damnaque omnia ad invicem illata per Mare, per Subditos nostros Subditis dictorum Regis & Reginae, aut per Subditos suos Subditis nostris, temporibus Treugarum ante obitum Regis Caroli Praedecessoris nostri, & post ejus obitum; eisdem Subditis laesis & damnum passis, & cuilibet eorum, restituantur damna seu latrocinia ex bonis ea inferentium, & ut ista de caetero tollantur, est inter nos concordatum quòd Piratae non recipiantur in Portubus Regnorum nostrorum, & Regnorum praedictorum Regis & Reginae.«  Friedensvertrag von Marcoussis, Aragon, Frankreich, Kastilien, 1498 VIII 5, in: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de. Der Vertragstext findet sich auch in DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 3, Tl. 2, Nr. 202, S. 397a–400a, hier S. 399a.

[21] »& que d’un costé & autre soit pourveu à l’asseurance de la Mer, la tenant libre de Coursaires & Pirates; de sorte que les Marchands & Subjets d’un costé & d’autre puissent librement naviger, pescher, passer & repasser, venir, sejourner & demeurer avec leurs Navires, Danrées & Marchandises en tous Ports & Havres de l’un parti & l’autre, sans destourbier ou empeschement quelconque (…).« Traité de Paix, fait en la Ville de Madrid le 14. de Janvier de l’an 1525. entre Charles V. Empereur, & François I. Roi de France, dans lequel il est aussi traité du Mariage dudit Roi avec Madame Elenor, Reine Doüairiére de Portugal, Soeur dudit Empereur, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 4, Tl. 1, Nr. 178, S. 399b–412b, hier S. 400b, Art. 2.

[22] Friedensvertrag von Marcoussis, Aragon, Frankreich, Kastilien, 1498 VIII 5, in: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de und DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 3, Tl. 2, Nr. 202, S. 397a–400a, hier S. 399a.

[23] Traité de Paix, fait en la Ville de Madrid le 14. de Janvier de l’an 1525. entre Charles V. Empereur, & François I. Roi de France, dans lequel il est aussi traité du Mariage dudit Roi avec Madame Elenor, Reine Doüairière de Portugal, Soeur dudit Empereur, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 4, Tl. 1, Nr. 178, S. 399b–412b, hier S. 400b, Art. 2.

[24] Siehe LESAFFER, Peace treaties 2004, S. 41f.

[25] Articles concluded between France and Portugal at Lyons, July 14, 1536, in: DAVENPORT, European Treatise 1917, Bd. 1, S. 199–204, hier Art. 5, S. 202. Neben den Piraten und Räubern wurden auch Rebellen zu den Friedensbrechern gezählt. Dementsprechend legten die meisten Friedens- und Waffenstillstandsverträge auch die gegenseitige Auslieferung und Bestrafung von Rebellen fest. Siehe z.B. den Traité de Trêve pour trois Ans, entre Ferdinand & Isabelle, Roi & Reine d’Espagne, & Loius XII. Roi de France. Fait en l’Abbaïe de Nôtre-Dame de la Mejorada, le 31. Mars 1504, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 4, Tl. 1, Nr. 26, S. 51b–53a, hier S. 52a–52b.

[26] Articles concluded between France and Portugal at Lyons, July 14, 1536, in: DAVENPORT, European Treatise 1917, Bd. 1, S. 199–204, hier Art. 7, S. 202.

[27] Siehe ANDREWS, Introduction 1959, S. 6f.; und RODGER, The Safeguard 1997, S. 345.

[28] Siehe ANDREWS, The Spanish Caribbean 1978, S. 187f.

[29] LARKIN / HUGHES, Stuart Royal Proclamations 1973, Bd. 1, S. 30–32.

[30] Vertragstext: Treaty between Spain and Great Britain concluded at London, August 18/28, 1604. Ratification by the King of Spain, June 5/15, 1605. [Ratification by the King of Great Britain, August 19/29, 1604], in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 246–257; DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 2, Suplement Nr. 1, S. 625a–631b.

[31] Art. 2, in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 252.

[32] Siehe ALLEN, Philip III 2000, S. 135f.

[33] »Cesseront incontinent toutes pirateries, écumeries de Mer, & toutes autres Navigations illicites vers les Indes, & Isles comprises sous icelles, appartenantes à Sa Majesté Catholique, sans qu’elles puissent être permises de là en avant.« Traité fait entre Philippe II. Roi d’Espagne, & la Ligue de France, au préjudice de la Maison Roiale. A Joinville le 31. Decembre 1584, in: DUMONT, Corps Universel 1726, Bd. 5, Tl. 1, Nr. 198, S. 441a–443b, hier S. 442b. FAHL, Grundsatz, S. 62, datiert den Vertragsabschluss auf den 16. Januar 1585.

[34] Vertragstext: Traité de la Paix entre Henri IV. Roi de France, Philippe II. Roi d’Espagne & Charles-Emanuel Duc de Savoye. Fait à Vervin le 2. Mai 1598, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 1, Nr. 255, S. 561a–564b.

[35] Vertragstext: Treaty of peace and commerce between Spain and Great Britain, concluded at Madrid, November 5/15, 1630. Ratification by the King of Spain, December 17, 1630. [Ratification by the King of England, same date], in: DAVENPORT, European Treaties 1917, Bd. 1, S. 305–314; DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 2, Nr. 335, S. 619b–623b.

[36] Calendar of State Papers, Domestic Series, Of the Reign of Charles I., 1635, 1865, S. 599f.: Verhandlungen des »Privy Council«, 17.12.1635, hier S. 600.

[37] [ANONYMUS,] A Speech or Complaint 1643.

[38] Ebd., unpaginiert.

[39] A Proclamation prohibiting the buying or disposing of any the lading of the Ship called the Sancta Clara, lately brought into South-Hampton, Oxford, 2.01.1643, in: LARKIN, Stuart Royal Proclamations 1983, Bd. 2, S. 840f.

[40] »His Majesty well weighing what may be the ill Consequences of such injurious Proceedings, manifestly contrary to the Law, and the Articles of Treaty between the two Crownes [Madrid 1630], and plainly forseeing how heavily it may light upon such of His good Subjects, who have Estates in Spaine, and how destructive it may prove to the Trade and Commerce of His Subjects and Kingdoms, doth hereby not only expresly Charge and Command the Judge of his Admiralty, and all others whom it may concerne, to proceed in a Businesse of such Value and consequence, with Care, Expedition, and according to Justice; (…).« A Proclamation, in: LARKIN, Stuart Royal Proclamations 1983, Bd. 2, S. 841.

[41] Siehe The National Archives London (= TNA), High Court Admiralty, Criminal Records, HCA 1/1-101.

[42] Don Alonso de Cardenas, London, 16.03.1643, in: AGSim, Secretariá de Estado, Documentos relativos a Inglaterra, legajo 2576 (unpaginiert).

[43] Ebd.

[44] Siehe BUTEL, Caraïbes 1982; HARING: Buccaneers 1966; sowie NEWTON, European Nations 1933, Kap. 12, 15, 17 und 22.

[45] Siehe HARING, Buccaneers 1966, S. 241.

[46] Siehe APESTEGUI, Piraten 2001, S. 186–188. Zum Engagement der Franzosen in Westindien siehe auch CROUSE, French Struggle 1966.

[47] Waffenstillstand von Regensburg, Frankreich, Spanien, 1684 VIII 15, in: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de. Der Text des Vertrages, der am 17. September von Spanien und am 20. September von Frankreich ratifiziert wurde findet sich auch in: DAVENPORT, European Treaties 1929, Bd. 2, S. 286–292.

[48] Ebd., S. 289, Art. 1.

[49] Zum rechtlichen Regimebegriff siehe auch FISCHER-LESCANO / TEUBNER, Regime-Kollisionen 2006.

[50] Siehe KAHLE, Lateinamerika 1993, S. 50–52.

[51] Siehe REIBSTEIN, Deutsche Grotius-Kommentatoren 1953/54.

[52] Siehe KEMPE, Seeraub als Broterwerb 2008; ders.: Fluch der Meere 2009.

[53] [ANONYMUS,] News from Sea 1674, S. 1.

[54] Siehe VAN LOO, For Freedom and Fortune 1998, S. 186–189.

[55] Siehe Calendar of State Papers, Colonial Series, America and West Indies, 1661–1668, 1880, S. 280, Nr. 942 vom 20.02.1665.

[56] Siehe ebd., S. 219f., Nr. 767 vom 30.06.1664; ebd., S. 253, Nr. 843 vom November? 1664.

[57] Siehe BRADLEY, Lure of Peru 1989, S. 136.

[58] [EXQUEMELIN,] Bucaniers of America 1684, S. 33–39. Zu den piratisch-indianischen Kooperationen siehe auch GALLUP-DIAZ, Door of the Seas 2005, S. 53–74.

[59] Siehe [ANONYMUS,] The Grand Pyrate 1676, S. 30.

[60] Niederländischer Botschafter an die Heeren Staten General, London, 5.05.1662, in: TNA London SP (= State Papers) 84/165, fol. 209r–210v, hier fol. 209v.

[61] Tractatus Navigationis & Commercii inter Carolum II. Regem Angliae & Ordines Generales Uniti Belgii per Commissarios sex ab utraque Parte, in sequelam Articuli VIII. Tractatus Pacis, initus; quô certis Legibus, Terrâ Marique observandis, cautum est, ut in posterum Discordiae & simultates omnimodè cessent ac penitus extinguantur. Actum Londini, I. Decembris 1674, in: DUMONT, Corps Universel 1731, Bd. 7, Tl. 1, Nr. 132, S. 282a–285a, Nr. 132, hier S. 283a–283b, Art. 5–7.

[62] [ANONYMUS,] The Grand Pyrate, S. 30.

[63] Ebd.

[64] Handels- und Schifffahrtsvertrag von Nijmegen, F, NL, 1678 VIII 10, S. 5f., in: DUCHHARDT / PETERS, www.ieg-friedensvertraege.de (eingesehen am 26.11.2008), Art. 2.

[65] Ordonnance touchant la marine du mois d’aout 1681. Louis, par la grace de Dieu, Roy de France et de Navarre, in: PARDESSUS, Collection de lois maritimes 1837, Bd. 4, S. 325–418.

[66] Ebd., S. 384: Buch 3 (Des contracts maritimes), Titel 9 (Des prises), Art. 3. Diese Bestimmung ist bereits erstmals in einer Deklaration vom 1. Februar 1650 erlassen worden, hatte aber bislang nur wenig Wirkung gezeigt. Siehe ebd., S. 384, Anm. 6.

[67] Siehe STRADLING, Armada of Flanders 1992; und VILLIERS, Les corsairs du littoral 2000.

[68] Friedens- und Neutralitätsvertrag von Whitehall, Frankreich, Großbritannienin, 1686 XI 16: DUCHHARDT / PETERS (Hg.), www.ieg-friedensvertraege.de. Der Text des Vertrages, der am 29. November von Frankreich und  am 30 November bzw. 10 Dezember 1686 ratifiziert wurde, findet sich in: DAVENPORT, European Treaties 1929, Bd. 2, Nr. 79, S. 309–323, hier S. 317, Art. 14: »Cum vero piratae per maria Americae tam Septentrionalis quam Meridionalis huc illuc discursantes multa commerciis inferunt damna, et utriusque coronae subditos in partibus istis navigantes et mercaturam exercentes variis afficiunt molestiis, concordatum est quod utriusque regis praefectis et ministris stricte injungatur, quatenus piratis cujuscunque fuerint nationis, nullum omnino auxilium, patrocinium, vel etiam recessum, in portubus aut stationibus sub eorum respective ditionibus sitis quoquemodo praebeant; praedictis etiam praefectis et ministris expresse mandetur, ut omnes qui navem vel naves sine legitima commissione ac authoritate ad cursum instruere deprehendentur, tanquam piratas puniant.«

[69] Ebd., S. 317, Art. 15: »Nullus utriusvis regum subditus diploma aut commissionem, navem vel naves ad cursum in America sive Septentrionali sive Meridionali armandi et instruendi, petat vel accipiat a quovis principe aut statu, cum quo alter regum bellum gerit; si quis autem istiusmodi diploma vel commissionem acceperit ut pirata puniatur.«

[70] Siehe NUSSBAUM, Geschichte des Völkerrechts 1960, S. 128–132.

[71] Zu dem in der Theoriediskussion internationaler Beziehungen einflussreichen Modell des anarchischen Charakters der in der Neuzeit entstehenden internationalen Gesellschaft siehe BULL, The Anarchical Society 2002.

[72] Leoline Jenkins an Secretary Williamson, Nimwegen, 03.04.1675, in: WYNNE, The Life of Sir Leoline Jenkins 1724, Bd. 2, S. 713f., hier S. 714.

[73] Siehe THOMSON, Mercenaries 1994, S. 23.

[74] Zu den französischen Kaperaktivitäten im Spanischen Erbfolgekrieg siehe vor allem BROMLEY, Corsairs 1987, Kap. 11: The French Privateering War, 1702–13.

[75] Friedens- und Handelsvertrag von Utrecht, NL, E, 1714 VI 26, S. 12, in: DUCHHARDT / PETERS, www.ieg-friedensvertraege.de (eingesehen am 26.11.2008), Art. 7: »Todas letras de señal y de represalias que pueden haber sido acordadas antes de ahora por qualquiera causa que sea, son declaradas por nullas y no podrán ser de aqui en adelante dadas por los altos contratantes en perjuizio delos subditos del otro, sino es solamente en caso de manifiesta de negazion de Justizia, la qual no podrá ser renida por verificada, si la petizion de aquel que pide las represalias no se comunica al Ministro que se hallará en los lugares dela parte del Estado contra los Subditos del qual serán dadas, â fin de que en el termino de seis meses, ô antes si se puede, se pueda el informar delo contrario, û procurar el cumplimiento de Justizia que será debido.«

[76] Ebd., Art. 7: »Los Subditos de dicho señor Rey, no podrán tomar comision alguna para armamentos particulares, ô letras de represalias delos Prinzipes ô Estados enemigos de dichos señores Estados Generales, y menos turbarles ni hazerles daño en manera alguna en virtud delas tales comisiones ô letras de represalias, ni yr en corso con ellas, debajo dela pena de ser perseguidos y castigados como Piratas, lo que igualmente se obserbará por los Subditos delas Probincias unidas, en lo que mira alos Subditos de dicho Señor Rey; Y a este fin todas las bezes que fuere esto requerido de una parte y otra en las tierras dela obedienzia de dichos Señores Rey, y Estados Generales, se publicarán y renobarán prohibiziones expresisimas, y prezisismas de serbirse en manera alguna delas tales Comisiones ô letras de represalias, debajo de la pena arriba mezionada, la que será ejecutada seberamente contra los que contrabinieren, âdemas dela entera restituizion â que estarán obligados y debarán hazer â aquellos â los que hubieren causado daño.«

[77] Handels- und Schifffahrtsvertrag von Utrecht, F, GB, 1713 IV 11, S. 33f., in: DUCHHARDT / PETERS, www.ieg-friedensvertraege.de (eingesehen am 26.11.2008), Art. 35: »Et pour la plus grande seureté et liberté du Commerce et de la navigation, on est convenu en outre que ni le Roy tres Chrestien, ni la Reyne de la Grande Bretagne ne recevront dans aucun de leurs ports, rades, villes, ou places des Pirates et des Forbans quels qu’ils puissent estre, et ne souffriront qu’aucun de leurs Sujets, et Citoiens de part et d’autre les recoivent et protegent dans ces mêmes ports, les retirent dans leurs maisons, ou les aydent en façon quelconque, mais encore ils feront arrester et punir toutes ces sortes de Pirates et de Forbans, et tous ceux qui les auront receus, cachez, ou aidez, des peines qu’ils auront meritées pour inspirer de la crainte et servir d’exemple aux autres; Et tous leurs vaisseaux, les effets, et marchandises enlevées par eux et conduites dans les ports de l’un ou de l'autre Royaume, seront arrestez, autant qu’il pourra s’en decouvrir et seront rendues à leurs proprietaires, ou à leurs facteurs ayant leur pouvoir, ou procuration par ecrit, après avoir prouvé la proprieté devant les Juges de l’amirauté par des certificats suffisants, quand bien mesme ces effets seroient passez en d’autres mains par vente et generalement tous les vaisseaux et marchandises de quelque nature qu’elles soient qui seront prises en pleine mer, seront, conduites dans quelque port de l’un ou de l’autre des deux Royaumes et seront confiées à la garde des officiers de ce mesme port pour estre rendues entieres au veritable proprietaire aussytost qu’il sera duement et suffisament reconnu.«

[78] Ebd., S. 4f. Art. 3: »On est aussy convenu, et il a esté arresté que les Sujets et habitans des Royaumes, Provinces, et Etats de leurs Majestez n’exerceront a l’avenir aucuns actes d’hostilité, ni violences les uns contre les autres tant sur mer que sur terre, fleuves, rivieres, ports, et rades, sous quelque nom et prétexte que ce soit en sorte que les Sujets de part et d’autre ne pourront prendre aucune patente, commission, ou instruction pour armements particuliers, et faire la course en mer, ni lettres vulgairement appellées de represailles de quelques Princes, ou Etats Enemis de l’une ou de l’autre, ni troubler, molester, empecher, ou endommager de quelque maniere que se soit, en vertu ou sous pretexte de telles patentes, Commissions ou lettres de represailles, les Sujets et habitans sus[dit] Roy tres Chrestien, ou de la Reyne de la Grande Bretagne, ni faire ces sortes d’armements ou s’en servir pour aller en mer, et seront a cette fin toutes et quantes fois qu’il sera requis de part et d’autre, renouvellées, et publiées des deffenses etroites et expresses d’user en aucune maniere de telles commissions, ou lettres de represailles sous les plus grandes peines qui puissent estre ordonnées contre les Infracteurs, outre la restitution et la satisfaction entiere dont ils seront tenus envers ceux auxquels ils auront causé quelque dommage, et ne seront données à l’avenir par l’un des[dits] Alliez au prejudice et au dommage des Sujets de l’autre, aucunes lettres de represailles; Si ce n’est seulement au cas de deny, ou de delay de justice, lequel deny ou delay de justice ne sera pas tenu pour verifié, si la requeste de Celuy qui demande lesd[ites] lettres de represailles n’est communiquées au Ministre qui se trouvera sur les lieux de la part du Prince contre les Sujets duquel elles doivent estre données, afinque dans le terme de quatre mois ou plutost s’il se peut, il puisse faire connoistre le contraire, ou procurer la juste satisfaction qui sera due.«

[79] THOMSON: Mercenaries 1994.

[80] Siehe BURNS, Piracy 1980, S. 165–178. Zur Auseinandersetzung zwischen christlichen und muslimischen Mittelmeerkorsaren im Mittelalter am Beispiel von Valencia siehe auch BORRÁS, Los orígenes 1993.

[81] Corpus iuris canonici, X, 5, 6, 6 (Friedberg, Bd. 2, Sp. 773); ebd., X, 5, 6, 17 (Friedberg, Bd. 2, Sp. 777): »Excommunicamus praeterea et anathematizamus illos falsos et impios Christianos, qui contra ipsum Christum et populum Christianum Sarracenis arma, ferrum et ligamina deferunt galearum; eos etiam, qui galeas eis vendunt vel naves, quique in piraticis Sarracenorum navibus curam gubernationis exercent, (…).«

[82] Siehe MARTINEZ TORRES, Prisioneros 2004.

[83] Siehe grundlegend BONO, I corsari barbareschi 1964; COULET DU GARD, La course et la piraterie 1980; sowie die einzelnen Beiträge in SAVAGLIO: Atti ... »Guerra di Corsa ...« 1999; und HEERS, Les barbaresques 2001; ders., The Barbary Corsairs 2003.

[84] Siehe BOHN, Art. »Korsaren« 2008; BRANDES, Korsaren Christi 2000; PLATT, Korsaren des Mittelmeers 1997, S. 94–101; sowie EARLE, Corsairs of Malta 1970. Zu den muslimischen Sklaven in Italien siehe BONO, Schiavi musulmani 1999.

[85] Siehe HADDAD, Syrian Christians 1970, S. 43–46.

[86] Siehe RIEGER, Die Seeaktivitäten der muslimischen Beutefahrer 1994. Zur Lehre vom »djihād« siehe E. TYAN, Art. »Djihād« 1991. Siehe auch JUYNBOLL, Handbuch des islamischen Gesetzes 1910, S. 336-344; speziell zu kriegsrechtlichen Konzepten im Islam siehe HANEBERG, Das muslimische Kriegsrecht 1870. Zur maritimen Kriegsführung bei den Muslimen siehe KHADDURI, War and Peace 1962; einführend zum islamischen Seerecht siehe KHALILIEH, Islamic Maritime Law 1998.

[87] Siehe PELLAT, Art. »Kòurşān« 1986.

[88] GREENE, The Ottomans 2007, S. 104–116.

[89] AGSim, Guerra y Marina, legajo 208, documento 239.

[90] MATAR, Britain and Barbary 2005, S. 21.

[91] Großen Einfluss hatten vor allem die Äußerungen Gentilis. Siehe GENTILI, Hispanicae advocationis libri dvo 1921, Bd. 1, S. 66–68.

[92] Siehe mit Bezügen zur römischen und kanonischen Rechtstradition etwa GENTILI, De iure belli libri tres 1933, Bd. 2, S. 33f., l. 1, c. 4.

[93] Negociación de Juan Gallego con Barbarroja. 22 septiembre 1539–10 abril 1540, in: MARIÑO, Tratados internacionales de España. Carlos V 1980, Bd. 2, S. 94–113, hier S. 97.

[94] Ratificatione della Pace tra la RP. Di Venetia & il Sultan Selim conchiusa dal Clarissimo Ambasciadore Cavalli, el 24. de Giugno 1567, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 1, Nr. 76, S. 140b–141a; Capitulatione rinuovata in Sultan Amurat dall’ Illustrissimo Ambasciadore Jacomo Soranzo, 10.08.1575, in: ebd., Nr. 123, S. 244a–247b; Articles du Traité fait entre Henri le Grand, Roi de France & de Navarre; & Sultan Amat, Empereur des Turcs, en l’année 1604. Par l’ entremise de Messire François Savary, Seigneur de Breves, Conseiller du Roi en ses Conseils d’Etat Privé, lors Ambassadeur pour Sa Majesté à la Porte dudit Empereur, 20.05.1604, in: ebd., Tl. 2, Nr. 21, S. 39a–42a.

[95] Articles du Traité fait entre Henri le Grand, Roi de France & de Navarre; & Sultan Amat, Empereur des Turcs, en l’année 1604. Par l’ entremise de Messire François Savary, Seigneur de Breves, Conseiller du Roi en ses Conseils d’Etat Privé, lors Ambassadeur pour Sa Majesté à la Porte dudit Empereur, 20.05.1604, in: ebd., Tl. 2, Nr. 21, S. 39a–42a, hier S. 40b, Art. 14.

[96] GREENE, The Ottomans in the Mediterranean 2007, S. 111f.

[97] Siehe GREENE, The Ottomans in the Mediterranean, S. 114–116.

[98] Siehe PLATT, Korsaren des Mittelmeers 1997, S. 83.

[99] Siehe PANZAC, Les corsaires barbaresques 1999; ders., Barbary Corsaires 2005, S. 335–337: Appendix »Treaties signed between the Maghreb and the West (1605-1830)«, hier S. 335.

[100] Zwischen 1613 und 1622 wurden 963 Prisen nach Algier gebracht, davon waren 447 niederländische und 253 französische Schiffe. Siehe WOLF, The Barbary Coast 1979, S. 190

[101] Siehe den zeitgenössischen Bericht von BARKER, A Trve and certaine report 1609 (ND 1968). Siehe ebenso LLOYD, English Corsairs 1981, S. 48–57.

[102] Zit. nach RUBIN, Law of Piracy 1988, S. 17.

[103] AGSim, Secretariá de Estado Legajo 2850, 1617–1620: Negociaciones sobre unión de navíos españoles e ingleses para perseguir la piratería. Zu den spanisch-englischen Verhandlungen und den späteren englischen Expeditionen gegen Algier und Salé siehe HEBB, Piracy 1994.

[104] Ebd., fascículo 27: El. Cons.o de Estado a 7 de Junio 1618 sobre lo que contienen las dos consultas inclusas de la Junta de Guerra de Indias, acerca de lo que ha hecho Gualtero Rale en las Indias de Barlobento.

[105] Siehe ebd., fascículo 51: Julián Sánchez de Ulloa, 06.12.1619, zu Händen des Secretario de éstato.

[106] Ebd., fascículo 57. Conde de Gondomar an Philipp III., London, 09.04.1620

[107] Ebd., fascículo 16. Sum. Del papel y hadado de Colonel Semple acerca de juntar Nabios de Espania con los de Inglaterra [undatiert].

[108] GROTIUS, De iure belli ac pacis 1939, l. 3, c. 9, § 19, S. 730.

[109] In diesem Sinne zu Recht auch MÖSSNER, Völkerrechtspersönlichkeit 1968; ders., The Barbary Powers 1972.

[110] Traité de Paix entre les Provinces-Unies des Pays-bas, & la République d’Alger, fait le 30. Janvier, 1626, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 5, Tl. 2, Nr. 270, S. 485b–487a.

[111] Siehe PANZAC, Barbary Corsairs 2005, S. 29.

[112] Traité de Paix entre Charles II., Roi d’Angleterre, & le Bassa & Divan d’Alger, fait le troisiéme de Mai, 1662, in: DUMONT, Corps Universel 1728, Bd. 6, Tl. 2, Nr. 163, S. 419b–420b.

[113] Ebd., S. 420b, Art. 14.

[114] GROTIUS, De iure belli ac pacis 1939, l. 2, c. 18, § 2, n. 3, S. 437.

[115] MOLLOY, De Jure Maritimo 1769, Bd. 1, S. 79.

[116] Ebd., S. 78.

[117] Siehe PANZAC, Barbary Corsairs 2005, S. 35. Zu den diplomatischen Beziehungen Englands siehe PENNELL, Piracy and Diplomacy 1989. Zu den Beziehungen zwischen den Regentschaften und den Hansestädten siehe die materialreichen Arbeiten von BAASCH, Hamburgs Convoyschiffahrt 1896; und ders., Die Hansestädte und die Barbaresken, Kassel 1897. Aufgrund der dynastischen Beziehungen übernahmen die Briten im 18. Jahrhundert auch den Schutz der Handelsinteressen der Kurhannoveraner in Nordafrika. Siehe hierzu HARDING, North African Piracy 2000.

[118] Siehe beispielsweise VITKUS, Piracy Captivity Narratives 2001. Die Diskrepanz zwischen der literarischen Wahrnehmung und der rechtlichen Vertragspraxis betont für das Beispiel England ebenso PARKER, Reading ›Barbary‹ 2004. Auch der Zusammenhang zwischen »Barbarei« und »Seeräuberei« blieb in der populären Literatur präsent. So etwa führte der anonyme Autor einer 1694 publizierten deutschsprachigen Abhandlung über die maghrebinischen Korsaren das »Barbarische« der nordafrikanischen »See=Räuber« darauf zurück, dass diese von Noahs verstoßenem Sohn Cham abstammen würden, der dazu verflucht worden sei, das klimatisch minderwertige Afrika zu besiedeln. Siehe [ANONYMUS,] Schau=Platz Barbarischer Sclaverey 1694, S. 1–25.

[119] BYNKERSHOEK, Quaestionum juris publici libri duo 1930, Bd. 1, S. 121–130.

[120] Ebd., S. 123f.: »Quod autem Albericus Gentilis (…) aliique eos, qui Barbari in Africa vocantur, jure piratarum censent, & eorum occupatione dominium mutari negant, nulla ratione defendi poterit.«

[121] Ebd., S. 124: »Algerienses, Tripolitani, Tunitani, Zaleënses piratae non sunt, sed Civitates, quae certam sedem, atque ibi Imperium habent, & quibuscum nunc pax est, nunc bellum, non secus ac cum aliis Gentibus, quique propterea ceterorum Principium jure esse videntur.«

[122] Eigentlich: sede.

[123] MOSCHETTI, Il codice marittimo 1979, Lib. VI, Tit. IV: »De i Pirati«, Legge 4. Lo stesso, S. 1259f.



ZITIEREMPFEHLUNG

Kempe, Michael , Piraten als Gestalter des Völkerrechts? Ein Blick in frühneuzeitliche Friedens- und Waffenstillstandsverträge, in: Publikationsportal Europäische Friedensverträge, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte, Mainz 2008-11-18, Abschnitt 1–28.
URL: <https://www.ieg-friedensvertraege.de/publikationsportal/kempe-michael-piraten-2008>.
URN: <urn:nbn:de:0159-2009041433>.

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Erstellungsdatum: 18.11.2008
Zuletzt geändert: 15.04.2009